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IS-Terrorismus Aus Sangerhausen in den Dschihad

Etwa 650 Deutsche kämpfen für die Terrorgruppe Islamischer Staat. Auch eine 15-jährige Schülerin aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) soll auf dem Weg dorthin sein. Das Landeskriminalamt in Magdeburg schaltet sich in die Ermittlungen ein.

Von Matthias Fricke 18.03.2015, 02:28

Sangerhausen/Magdeburg l Zunächst sieht es für die Polizei in Sangerhausen im Süden Sachsen-Anhalts nach einem ganz normalen Vermisstenfall aus. Der Vater einer 15-Jährigen erstattet am 6. März Anzeige. Doch die Ermittlungen lassen die Beamten nichts Gutes ahnen: Die 15-Jährige hat sich offenbar radikalisiert, dem Islam zugewandt. Das geht auch aus den Internetkontakten der Sekundarschülerin hervor. Aufgrund der immer dichter werdenden Hinweise schaltet sich schließlich das Landeskriminalamt (LKA) in die Ermittlungen ein.

LKA-Sprecher Andreas von Koß: "Wir haben festgestellt, dass sich die Jugendliche mit einer 18-Jährigen aus Thüringen im Internet verabredet hat und mit ihr über den Frankfurter Flughafen in die Türkei gereist ist." Dort verliert sich die Spur. Das Bundeskriminalamt und andere Behörden ermitteln vor Ort. Man sei sich sicher, dass die 15-Jährige auf dem Weg nach Syrien ist.

So, wie offenbar auch ein Mädchen aus dem Salzlandkreis, das bereits seit Dezember 2014 verschwunden ist und dessen Fall ähnliche Anhaltspunkte zeigte. Ihre Familie hat aber islamische Wurzeln. Bei der 15-Jährigen aus Sangerhausen ist das nicht so. Für die Familie und Freunde kam der Schritt völlig überraschend, wie die Mitteldeutsche Zeitung schreibt. Einige wollen sie sogar kürzlich beim Karneval in einem Nachbarort gesehen haben.

650 Personen aus Deutschland ausgereist

Das Mädchen ist nicht die einzige junge Frau, die sich von der Terrorgruppe fasziniert zeigt und nach Syrien oder in den Irak reist. Auch aus anderen Staaten werden ähnliche Fälle gemeldet. Etwa 60 britische Frauen und junge Mädchen sollen sich dem IS bereits angeschlossen haben.

650 Personen sind nach Angaben des LKA aus Deutschland ausgereist. In Sachsen-Anhalt liegt die Zahl der beobachteten Personen nach Angaben von Jochen Hollmann, Leiter des Verfassungsschutzes, "im unteren zweistelligen Bereich".

Innenminister Holger Stahlknecht sagte am Dienstag, dass künftig soziale Netzwerke besser auf solche Aktivitäten überwacht werden müssten. "Da sind auch die Landeszentrale für Politische Bildung und die Schulen gefragt."