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Studie Löhne driften in Deutschland auseinander

19.03.2015, 01:16

Gütersloh (epd) l Die Ungleichheit bei den Löhnen in Deutschland hat einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge zugenommen. Demnach sind die Reallöhne seit Mitte der 90er Jahre bei den 20 Prozent Beschäftigten mit den höchsten Gehältern gestiegen, wie die Stiftung am Mittwoch in Gütersloh bei der Vorstellung der Studie mitteilte. Gleichzeitig musste das Fünftel der Arbeitnehmer mit den geringsten Verdiensten Einbußen bei den Reallöhnen hinnehmen. Die zunehmende Lohnspreizung wird in der Studie vor allem auf die weit verbreitete Flucht aus Tarifverträgen zurückgeführt.

Seit Mitte der 90er Jahre ging der Anteil tarifgebundener Betriebe bundesweit von 60 auf 35 Prozent zurück. Damit ist auch der Anteil der Beschäftigten mit einem Tarifvertrag von 82 auf 62 Prozent gesunken, die aber werden besser bezahlt als Arbeitnehmer, die ohne Tarif auskommen müssen. Die Auseinanderentwicklung bei den Löhnen habe auch damit zu tun, dass durch die Lohnflexibilisierung neue Jobs vor allem im Niedriglohnsektor entstanden seien.

Der zunehmende internationale Handel wirke sich hingegen nur zu einem geringen Teil auf die Lohnentwicklung aus, hieß es. Seit Mitte der 90er Jahre zahlten exportorientierte Unternehmen im Durchschnitt einen höheren Bruttolohn als Unternehmen, die ausschließlich für den inländischen Markt produzieren. Mitte der 90er Jahren lagen die Bruttolöhne in exportierenden Betrieben im Durchschnitt um elf Prozent höher. Im Jahr 2010 waren es knapp 15 Prozent mehr.

Das Lohnniveau in der Gruppe des unteren Fünftels sei real um zwei Prozent gesunken, während es im oberen Fünftel inflationsbereinigt um 2,5 Prozent zulegte, hieß es. Die Wissenschaftler werteten dies als einen "durchaus beträchtlichen Anstieg" der Lohnungleichheit. Diese sei in Deutschland jedoch nach wie vor geringer als im Durchschnitt der 34 OECD-Staaten. Sie sei jedoch in den vergangenen beiden Jahrzehnten schneller gestiegen als etwa in den USA oder Großbritannien.

Nach der Studie kam ein tarifgebundener Beschäftigter 1999 im Durchschnitt auf acht Prozent mehr Lohn als ein Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag. Im Jahr 2010 betrug dieses Plus bei den Mitarbeitern mit Tarifvertrag bereits durchschnittlich 19 Prozent. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Münchner Ifo-Institut erstellt.