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Landes-Tumorkongress in Magdeburg Krebs wird früher erkannt

Die Krebs-Diagnose ist für viele Menschen noch immer ein Schock. Ungeachtet dessen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Verbesserungsbedarf besteht bei der psychosozialen Nachbetreuung.

Von Uwe Seidenfaden 19.03.2015, 08:11

Magdeburg l Über 300 Ärzte und Pflegekräfte aus Sachsen-Anhalt werden in den nächsten Tagen zum 6. Landes-Krebskongresses in Magdeburg erwartet. "Inhaltlicher Schwerpunkt wird die Umsetzung des Nationalen Krebsplanes sein", kündigte Kongresspräsident Prof. Dr. Karsten Ridwelski, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Magdeburg, an. Dabei geht es um Verbesserungen der Früherkennung, der Information und der Versorgung von Patienten sowie deren Angehörigen.

Nach Informationen der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft leben in unserem Land derzeit rund 130000 Patientinnen und Patienten, die an Krebs erkrankt sind beziehungsweise es noch vor fünf Jahren oder später waren. Jährlich kommen 16500 Krebspatienten neu dazu. Um sie und ihre Angehörigen zu informieren, findet am Sonnabend, 21. März, eine öffentliche Veranstaltung mit zahlreichen Fachvorträgen und der Möglichkeit zu persönlichen Kontakten im Magdeburger Gesellschaftshaus statt (siehe Infokasten).

In den vergangenen 20 Jahren ist die Krebssterblichkeit zwischen Altmarkt und dem Burgenlandkreis, zwischen Harz und dem Havelland zurückgegangen. "Ein Grund dafür sind Fortschritte in der Früherkennung", so Sven Weise, Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft.

Brust- und Darmkrebs-Screening von Vorteil

Einige häufige Krebsarten werden heute früh erkannt. Das gilt beispielsweise für den Brustkrebs. Viele Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren nehmen inzwischen am sogenannten Mammographie-Screening teil. Dadurch wird der Tumor oft schon in einem Frühstadium entdeckt. Diese Patientinnen haben oftmals sehr gute Überlebenschancen.

Gleiches gilt für den Darmkrebs, der Nummer drei unter den häufigsten Krebserkrankungen ist. Statistisch erkranken etwa sechs Prozent der Menschen in Deutschland im Lauf des Lebens an Dickdarm- oder Enddarm-Krebs. Risikopatienten können durch die kostenlose Darmspiegelung in frühen Stadien erkannt und besser behandelt werden.

Krebs-Überlebensrate übersteigt fünf Jahre

Allerdings machen längst nicht alle Menschen von dem seit 2002 bestehenden Anrecht auf die Darmspiegelung Gebrauch. Nur ein Fünftel der Berechtigten nutzt bislang das Früherkennungsangebot. Würde jeder der Berechtigten die Chance nutzen, sagen einige Berechnungen eine Reduzierung aller Darmkrebs-Neuerkrankungen und Sterbefälle um die Hälfte voraus.

Ungeachtet dessen wurde schon viel erreicht: Während vor dem Jahr 1980 noch mehr als zwei Drittel aller Patienten an einer Krebserkrankung starben, kann heute mehr als die Hälfte auf dauerhafte Heilung hoffen. Das zeigen die Zahlen des bevölkerungsbezogenen Krebsregisters.

Dennoch ist die Prognose nicht bei jeder Tumorart ähnlich günstig. Die meisten Krebs-Todesfälle unter Männern fordert noch immer der Lungenkrebs. Auf 100000 Sachsen-Anhalter kommen pro Jahr rund 80 Männer und etwa 15 Frauen, die an Lungenkrebs erkranken. Während die Zahl bei den Männern stagniert, nimmt die Zahl bei den Frauen in Sachsen-Anhalt zu - was Mediziner mit einem veränderten Rauchverhalten erklären.

In den kommenden Jahren ist in Sachsen-Anhalt mit einer weiteren Zunahme von Tumor-erkrankungen zu rechnen. Grund ist die demografische Entwicklung. "Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung wird steigen, und bei älteren Menschen treten die meisten Krebsarten viel häufiger auf als im jüngeren Alter" so Professor Ridwelski. Um sich darauf angemessen vorzubereiten, gibt es den "Nationalen Krebsplan". Ein Schwerpunkt darin ist die Verbesserung der onkologischen Pflege und Nachsorge, die auch auf dem 6. Sachsen-Anhaltischen Krebskongress eine große Rolle spielen wird.

"Verbesserungspotenzial besteht unter anderem bei den psychosozialen Nachbetreungsangeboten für Krebspatienten, die aus den Kliniken entlassen werden", so Sven Weise. "Das umfasst beispielsweise die Beratung von Krebspatienten in psychosozialen, beruflichen und rentenrechtlichen Fragen." Ein Großteil dieser Beratungen wird in Sachsen-Anhalt ehrenamtlich erbracht. Im Unterschied zu anderen Bundesländern fehlt der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft die finanzielle Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt, so Weise.