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Gröhe forciert Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime

23.03.2015, 14:19

Berlin - Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) forciert den Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime. Dazu sollen die Meldepflichten für Kliniken bei Auftreten besonders gefährlicher Keime nach einem Zehn-Punkte-Plan verschärft werden.

Die neuen Meldepflichten sollen noch vor der Sommerpause im Bundesrat abgestimmt werden, sagte Gröhe in Berlin. Jeder nachgewiesene Erreger müsse künftig gemeldet werden.

Zudem solle entsprechendes Personal eingestellt und ausgebildet werden, sagte Gröhe. Hier gibt es nach Expertenmeinung noch erheblichen Nachholbedarf. Nicht nur Ärzte und Pflegepersonal in Krankenhäusern, sondern auch in Arztpraxen sollen zudem regelmäßig weitergebildet werden.

In Deutschland sterben pro Jahr zwischen 10 000 und 15 000 Menschen in den Kliniken, weil sie sich dort mit multiresistenten Keimen infiziert haben. "Das darf in unserem Land nicht sein", sagte Gröhe. Das Problem müsse auf allen Ebenen der Kliniken angegangen werden. Die Länder, die für die Krankenhäuser zuständig sind, müssten das entsprechend überwachen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verlangte, die Länder sollten hier Kompetenzen abgeben. "Wir leiden in dieser Sache an Kleinstaaterei", sagte Vorstand Eugen Brysch.

Das Problem liegt unter anderem daran, dass solche Erreger hohe Widerstandskräfte gegen Antibiotika entwickelt haben. Denn Antibiotika werden zu häufig und häufig auch für die falsche Therapie eingesetzt. Hier gelte es, die Forschung zu intensivieren und neue Antibiotika zu entwickeln, erklärte Gröhes Sprecherin Katja Angeli. Da Antibiotika aber relativ preisgünstig sind, ist die Pharmaindustrie laut Experten bei der Entwicklung neuer Produkte zurückhaltend.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Antibiotikaresistenz von Erregern ein globales Problem. In Europa seien Länder des Mittelmeerraumes wie Italien oder Griechenland besonders betroffen, unter anderem wegen der Zuwanderung aus Afrika. Laut Gröhe will Deutschland in diesem Kampf eine Vorreiterrolle einnehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bereits die Absicht geäußert, das Problem Antibiotikaresistenz im Rahmen der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) aufgreifen zu wollen.

Laut Gesundheitsministerium infizieren sich jährlich im Krankenhaus 400 000 bis 600 000 Menschen. 2011 reagierte der Gesetzgeber unter anderem mit schärferen Regeln für Hygiene und Kontrolle. Denn im Krankenhaus oder auch ambulant eingefangene Infektionen durch resistente Erreger machten die Behandlung immer schwieriger. Gröhe sagte nun, diese Regeln seien gut. Sie müssten jetzt aber auch umgesetzt werden.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), hält einen Großteil der Krankenhausinfektionen und deren Folgeschäden für vermeidbar. Laumann sagte vor kurzem bei einer Veranstaltung zu dem Thema, er sehe kein Gesetzesproblem, sondern ein Verhaltensproblem von Klinikpersonal und Patienten. Das Gesetz zur Krankenhaushygiene sei zwar verschärft worden, aber es habe sich nichts Nennenswertes geändert.

Die Techniker Krankenkasse (TK) forderte einen generellen Test von Risikogruppen bei der Aufnahme ins Krankenhaus. Bei planbaren Operationen können die Patienten dann vor der Aufnahme getestet und die Keime vor dem Krankenhausaufenthalt beseitigt werden, argumentierte die TK.

Mitverantwortlich für die Resistenzen beim Menschen ist der häufig unkontrollierte Einsatz von Antibiotika in der Tiermast und damit in der Nahrungskette. Der Bund überprüft zurzeit alle Antibiotika auf ihre weitere Verwendbarkeit bei Tieren.