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ADAC Hauptversammlung beschließt ein Kontrollgremium

Die Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" haben den ADAC nicht nur in eine Krise gestürzt. Eine Institution hat durch den Skandal tiefe Risse bekommen. Auf der Hauptversammlung am Sonnabend in Bochum wurde klar, der Neuanfang wird nicht auf Knopfdruck gelingen.

Von dpa, Sebastian Raabe 11.05.2015, 01:26

München/Bochum l Von wegen Schutz: Ausgerechnet der Autopreis "Gelber Engel" brockte dem Autofahrerclub ADAC eine der tiefsten Krisen seiner wechselvollen Geschichte ein. Die Anfang 2014 bekanntgewordenen Fälschungen bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen kosteten am Ende nicht nur den Kommunikationschef seinen Posten, auch Präsident und Geschäftsführer verloren ihre Ämter im Sog einer Affäre, die sich um weit mehr drehte als nur den Autopreis. Der ADAC startete ein umfassendes Reformprogramm, vieles ist auf dem Weg, einiges ist umgesetzt - doch der Umbau kostet noch viel Zeit.

1. Was für Vorwürfe gab es überhaupt gegen den ADAC?

Der Auftakt der Affäre waren die Fälschungen bei den "Gelben Engeln". Der ADAC hatte die zwar zunächst heftig und in harten Worten bestritten, musste aber nach einem Geständnis des Ex-Pressechefs die Manipulationen einräumen. Es folgten weitere Vorwürfe, etwa zu angeblichen Manipulationen bei Tests, möglichen Steuervergehen oder Mitgliederabzocke beim Batterietausch. Die sind aus Sicht des ADAC allesamt widerlegt. Andere wiederum seien durchaus berechtigt gewesen, sagt ADAC-Präsident August Markl. Und auf die habe der ADAC in vielerlei Hinsicht reagiert.

2. Was meint er?

Es gab Kritik, dass etwa Funktionäre für Dienstreisen auch ab und zu Rettungshubschrauber des Clubs nutzten. Dies sei abgestellt worden. Auch andere umstrittene Projekte hat der ADAC gestoppt: Aus dem jungen Gemeinschaftsunternehmen Postbus zog sich der ADAC wieder zurück, der Aufbau eigener Werkstätten wurde gestoppt, auch Gewinnspielmailings soll es künftig nicht mehr geben. Auch will der Club künftig nicht mehr Produkte testen, die er auch selbst verkauft - oder umgekehrt. Dazu werden auch die Mitglieder befragt. Viel wichtiger aber: Der ADAC hat sich ein umfassendes Reformprogramm verordnet, das die Organisation transparenter machen soll.

3. Wie sieht das aus?

Bereits auf der außerordentlichen Hauptversammlung des ADAC Ende 2014 wurden die Leitplanken dazu beschlossen. Auf seinem Reformweg will der ADAC mit seinen 18,9 Millionen Mitgliedern den Verein entflechten. Der Club will eine Kontrollgesellschaft aufbauen. Wirtschaftliche Aktivitäten sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden. Im Verein soll der Pannendienst verbleiben. Gemeinnützige Aufgaben werden in einer Stiftung untergebracht. Die wirtschaftlichen Unternehmen sollen künftig unter dem Dach einer Aktiengesellschaft gebündelt und von einem Aufsichtsrat kontrolliert werden. Die Kernpunkte seines Reformprogramms will der ADAC noch im laufenden Jahr abschließen, sagte Präsident August Markl am Sonnabend auf der Hauptversammlung in Bochum. Hintergrund ist eine Überprüfung des Registergerichts München, das derzeit untersucht, ob der ADAC seinen Status als Verein angesichts seiner wirtschaftlichen Aktivitäten behalten kann. Nach Worten des ADAC wartet das Gericht den Abschluss des Umbaus vor einem Urteil ab.

4. Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

In den kommenden Monaten wird weiter an der Umsetzung gearbeitet, Produkte untersucht. Strategien werden entwickelt und die organisatorischen Voraussetzungen für die Umbauten geschaffen. Schnell werde das nicht gehen, sagt Markl. "Es wird ein Marathon." Die strikte Trennung, so plant der ADAC, von Verein und Unternehmen soll dann 2016 umgesetzt werden.