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Kramp-Karrenbauer zur Homoehe Kommt nach Homo-Ehe die Verwandten-Ehe oder Polygamie?

Eine Äußerung der saarländischen Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer stößt auf heftige Proteste bei SPD, Grünen und FDP.

04.06.2015, 01:22

Saarbrücken | Mit kritischen Äußerungen zur Homo-Ehe hat die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Empörung ausgelöst. Es gebe in Deutschland bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau, sagte die Katholikin der "Saarbrücker Zeitung". "Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen", meinte sie. Vertreter von SPD, Grünen und FDP kritisierten diese Äußerung scharf.

"Damit erreicht die Debatte über die Ehe für alle einen neuen Tiefpunkt", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe keinerlei Verständnis dafür, "dass eine CDU-Ministerpräsidentin gleichgeschlechtliche Partnerschaften jetzt mit Inzucht und Polygamie gleichsetzt". "Das ist ein Schlag ins Gesicht Hunderttausender gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, die füreinander einstehen und Verantwortung übernehmen", meinte Fahimi.

SPD, Grüne und Linke versuchen über den Bundesrat, eine Mehrheit für einen Vorstoß zur Gleichstellung für homosexuelle Partnerschaften zu organisieren, um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unter Druck zu setzen. Im Bund sind der SPD wegen der Koalition mit der Union die Hände gebunden. Der Grünen-Politiker Volker Beck meinte ironisch im Kurznachrichtendienst Twitter zur Äußerung Kramp-Karrenbauers: "Nach der Ehe für alle kommt die Ehe mit Aliens, Goldhamstern, Verwandten."

FDP-Generalsekretärin Nicola Beer betonte am Mittwoch in einer Erklärung: "Die Äußerungen von Frau Kramp-Karrenbauer sind eine Unverschämtheit, sie beleidigt Homosexuelle zutiefst. Ich fordere sie auf, sich für ihre Entgleisung zu entschuldigen."

Die CDU-Ministerpräsidentin sagte in der "Saarbrücker Zeitung" zugleich, bestehende Diskriminierungen zwischen Ehe und der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft müssten abgebaut werden. "Am Ende dieses Prozesses werden wir uns wahrscheinlich auch mit der Frage nach der Voll- adoption befassen müssen." Diese lehne sie ab. Seit Jahren heiße es, dass für die Entwicklung von Kindern Vater und Mutter die beste Konstellation seien. "Gerade diese Frage dürfen wir nicht daran festmachen, ob sich jemand diskriminiert fühlt oder nicht - sondern allein am Kindeswohl." Die CDU-Politikerin ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), der Vertretung katholischer Laien. (dpa)