1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Designer wagen sich ans Welterbe

Dessauer Meisterhäuser Designer wagen sich ans Welterbe

Die Meisterhaussiedlung in Dessau war und ist ein Ort für Avantgardisten. Auch die neue Generation von Designern zieht es dorthin.

08.06.2015, 01:42

Dessau-Roßlau (dpa) l Auf den ersten Blick sehen die Fotos von den Wohn- und Arbeitsräumen aus wie aus einem aktuellen Design-Magazin. Kein Schnickschnack im Zimmer, stattdessen sind sie eher spärlich möbliert. Jeder Gegenstand hat eine Funktion und steht nicht nur so da. Nur: Die Bilder sind jahrzehntealt. Sie zeigen, wie die Lehrer am Bauhaus in den 1920er Jahren in der Dessauer Meisterhaussiedlung mit ihren Familien gelebt haben.

Heute gehört das avantgardistische Ensemble zur Stiftung Bauhaus Dessau. Sie hat unter dem Motto "Neu eingerichtet" junge Designer aus dem In- und Ausland aufgerufen, neue Ideen für die Ausstattung der Häuser zu entwickeln. 80 Nachwuchsgestalter aus 13 Ländern haben sich beworben - aus Europa, Afrika und Asien.

"Eine Jury hat drei Teams von internationalen Jungdesignern ausgewählt", berichtet die Leiterin des Projekts, Jutta Stein. Die Gestalter werden vom 3. August an beim Bauhaussommer direkt in der Meisterhaussiedlung arbeiten. Die Ikea Stiftung in Hessen unterstützt das Projekt. Als Vorgabe für die Jungdesigner dient das einst von Georg Muche und Oskar Schlemmer bewohnte Doppelhaus in der Siedlung. Das Gebäude wurde nach 1990 saniert und steht leer.

"Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der drei ausgewählten Teams und auf die Antworten auf die Frage: Was braucht der Mensch im Jahr 2015 in einem Raum zum Leben und Arbeiten? Und wie vereinbart sich heutiger Standard mit den baulichen Vorgaben des Bestandes, dem Denkmal Meisterhaus", sagt Vera Schmitz, Präsidentin des Bundes Deutscher Innenarchitekten.

Den Jungdesignern stehen Mentoren zur Seite. Zudem gibt es eine zehntägige Sommerwerkstatt auf dem Meisterhaus-Areal. Dafür wurden aus 150 Bewerbungen 26 Teilnehmer ausgewählt. Es gehe um einen bewussten Umgang mit Material, Licht und Formgebung unter Berücksichtigung der vorhandenen Raumstrukturen, sagt Schmitz.

Es sei die Idee, ab 2016 das Meisterhaus Muche/Schlemmer regelmäßig und vorübergehend zum künstlerischen Wohn- und Arbeitsort werden zu lassen, erläutert die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren. Inwieweit die Entwürfe der Jungdesigner umgesetzt werden können, steht noch nicht fest.

Sommerarbeiten von Nachwuchsgestaltern haben am Bauhaus Dessau Tradition. Im Sinne des Gründers Walter Gropius geht es darum, immer wieder Neues zu entwickeln - und dies an authentischem Ort. Die Dessauer Meisterhäuser sind keine Wohnhäuser mehr. Im Innern gibt es Ausstellungen zur Geschichte des Bauhauses, dessen Rolle und Sogwirkung als Architektur-, Kunst- und Design-Schmiede. Das Gebäudeensemble zählt zum Unesco-Welterbe.