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Haustier-Betreuung Wohin mit dem Hund, wenn es auf Reisen geht?

Einsam sitzt ein Hund am Straßenrand, angeleint, bellend. Seine Besitzer sind in den Urlaub gefahren - ohne ihn. Trifft das Klischee noch zu? "Nein", sagt Tierheimleiter Andreas Reichardt aus Magdeburg. Gründe sind für ihn die vielfältigen Betreuungsmöglichkeiten für Haustiere, wie die Aktion "Nimmst du mein Tier - nehm‘ ich dein Tier".

Von Sandra Reulecke 18.06.2015, 19:40

Magdeburg | Bade-Ferien in Asien, Abenteuer-Urlaub in Australien: Für viele Menschen sicherlich ein Traum, ihren Haustieren aber nicht zumutbar. Sofern die Vierbeiner überhaupt einreisen dürfen. Wohin also mit Hund oder Katze, wenn Herrchen auf Reisen geht? Rat gibt der Tierschutzbund. Zum 21. Mal bietet der Dachverein im Zeitraum zwischen März und Oktober die Urlaubsaktion "Nimmst Du mein Tier - nehm´ ich Dein Tier" an. Das Prinzip ist denkbar einfach: Tierhalter betreuen gegenseitig ihre Haustiere.

Ein Tausch ist nicht zwingend notwendig. An der Aktion können sich auch Leute beteiligen, die lediglich für eine gewisse Zeit ein Tier bei sich aufnehmen wollen oder Menschen, die nur eine "Urlaubsvertretung" suchen. Örtliche Tierschutzvereine, die Mitglied im Deutschen Tierschutzbund sind, helfen bei der Vermittlung von Kontakten.

Bei Tierhaltern in Magdeburg findet das Konzept Anklang. Vor zehn Jahren wurde mit "Nimmst du mein Tier, nehm‘ ich dein Tier" begonnen. "Die Aktion floriert großartig", schwärmt Gudrun Müller. Sie ist seit zwölf Jahren die Vorsitzende des Magdeburger Tierschutzvereins e.V. 1893. Viele der Teilnehmer seien "Wiederholungstäter". "Im Laufe der Jahre haben sich aus der Aktion sogar Freundschaften entwickelt", berichtet Gudrun Müller.

Aus Urlaubsaktion wird Ganzjahresangebot

Die ursprüngliche Idee von der Urlaubstauschaktion hat sich in Magdeburg verändert. So wird die Kontaktvermittlung durch den Tierschutzverein ganzjährig angeboten. "Die Nachfrage war auch außerhalb der Ferienzeit da, zum Beispiel wenn jemand ins Krankenhaus oder zur Kur muss", erläutert Gudrun Müller.

Außerdem gibt es 16 bis 18 feste Pflegestellen, die sich um die Tiere kümmern, wenn die Besitzer verhindert sind - ein wirklicher Tausch findet also nicht mehr statt. "Bei den Pflegestellen handelt es sich um Privatpersonen, die die Tiere kostenlos bei sich aufnehmen", erläutert die Vereinschefin. Der Halter müsse lediglich das Futter und eventuelle Tierarztkosten übernehmen. Durchschnittlich werden so im Monat 12 bis 14 Katzen, etwa sechs Hunde und mehrere Käfigtiere versorgt. Die Nachfrage ist jedoch höher. "Wir brauchen dringend mehr feste Pflegestellen", betont Gudrun Müller.

Initiiert wurde die Tauschaktion ursprünglich vom Deutschen Tierschutzbund, um das Aussetzen von Haustieren zu verringern. Laut dem Verein werden in den Sommermonaten jedes Jahr fast 70.000 Haustiere ausgesetzt beziehungsweise in Tierheime gegeben. Hauptsächlich handele es sich dabei um Hunde und Katzen, aber auch um Kleintiere, wie Hamster, Meerschweinchen und Ratten. "Die meisten ereilt dieses Schicksal, wenn ihre Besitzer in die Ferien aufbrechen und sich vorab nicht um das Wohl ihres Tieres gekümmert haben", klagt der Verein an.

Tierpensionen und mobiler Pflegedienst

Die gute Nachricht: Rund um Magdeburg ist dieses Phänomen kaum spürbar. "Das Klischee von den Hunden, die in den Sommerferien auf Autobahnraststätten ausgesetzt werden, trifft für unsere Region nicht mehr zu", sagt Andreas Reichardt, Heimleiter des Tierheims Magdeburg.

Die Ursache dafür sieht der Experte in der Verbesserung des Angebots für Tierhalter. Es sei vielerorts möglich, seinen Hund oder die Katze mit ins Hotel zu nehmen. Gerade bei kurzen Reisen biete es sich an, die Nachbarn oder Freunde mit der Pflege des Haustieres zu beauftragen. Sinnvoll seien auch Angebote wie die Aktion des Tierschutzbundes, Tierpensionen oder von mobilen Pflegediensten. "Wichtig ist es, sich vorher ein Bild davon zu machen, wie gut das Tier betreut wird", rät Reichardt, "und sich rechtzeitig um eine Möglichkeit zu kümmern."

Fundtiere im Sommer schwer vermittelbar

Nach Erfahrung des Tierheimleiters ist grundsätzlich nicht die Unstimmigkeit mit der Urlaubsplanung der Grund für Halter, ihr Tier auszusetzen. "Meistens sind die Halter überfordert, sind in einer persönlichen Notlage, ziehen in eine Wohnung, in der Tiere nicht erlaubt sind, oder fangen einen Job mit Schicht- oder Montagedienst an", sagt Andreas Reichardt.

Dennoch sei in den Sommermonaten ein Anstieg an Heimtieren zu verbuchen. "Es werden rund ums Jahr Tiere ausgesetzt oder bei uns im Tierheim abgegeben, dass hält sich über das Jahr betrachtet die Waage. Aber in der Ferienzeit ist die Vermittlungsquote schlechter", erläutert der Veterinäringenieur. "Wer sich ein neues Tier anschaffen will, wartet, bis er aus dem Urlaub zurück ist."


Weitere Infos zum Tierschutzbund finden Sie hier.

Informationen zum Magdeburger Tierschutzverein gibt es hier.