1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Der Untergang der Energiebauern

Dämpfer für Landwirte in Sachsen-Anhalt Der Untergang der Energiebauern

Viele Landwirte in Sachsen-Anhalt sind in den vergangenen Jahren zu Energiebauern geworden. Doch Investitionen in Solar- und Biogasanlagen gehen zurück. Die gedrosselte Grünstrom-Förderung bremst die Landwirte aus.

20.06.2015, 01:17

Magdeburg l Für viele Bauern in Sachsen-Anhalt sind die erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Vor allem die Stromerzeugung aus Biogas lohnte sich. Je Kilowattstunde, die sie ins Stromnetz einspeisten, bekamen die Landwirte aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und seinen Novellierungen bis zu 25 Cent. Zudem wurde der Bau von Biogasanlagen staatlich gefördert.

In Angern (Landkreis Börde) haben die Landwirte Ortrun und Klaus Horstmann vor zehn Jahren ihre erste Biogasanlage gebaut. Auch Photovoltaikanlagen hat das Ehepaar auf den Dächern ihres Betriebs installiert. "Es hat sich für uns gelohnt auf erneuerbare Energie zu setzen", sagt Klaus Horstmann. Den Strom aus Biogas- und Solaranlagen speist der Landwirt nicht nur in das Stromnetz ein. Mit der Abwärme seiner zwei Biogasanlagen heizt er auch seinen Hof und 56 Wohneinheiten des Dorfes.

Klaus Horstmann bekommt noch bis 2025 eine Einspeisevergütung von 21 Cent pro Kilowattstunde. Ein alter Vertrag. Denn seit der Novellierung des EEG im vergangenen Sommer ist die Vergütung deutlich gesunken. Würde Horstmann jetzt eine neue Anlage bauen, bekäme er nur noch 13 Cent. Für den Landwirt wäre das kein lohnendes Geschäft mehr.

Investitionen in Ausbau erneuerbarer Energien gehen zurück

Die gedrosselte Grünstrom-Förderung hat Auswirkungen. Eine Untersuchung der Agentur für Erneuerbare Energien belegt, dass die Investitionen von Agrarbetrieben in den Ausbau erneuerbarer Energien deutschlandweit seit Jahren zurückgehen. Während auf dem Höchststand im Jahr 2010 nahezu sieben Milliarden Euro für Biogas-, Photovoltaik- und Windenergieanlagen ausgegeben wurden, waren es 2014 nur noch 1,4 Milliarden Euro.

Auch das Landwirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt kommt zu dem Schluss, dass künftig nur noch ein geringer Zubau von Biogasanlagen erfolgt. Kritiker der Anlagen dürfte das freuen. Da Mais die effizienteste Pflanze für Biogas ist und davon immer mehr angebaut wurde, befürchteten sie eine Zunahme von Maismonokulturen. In Sachsen-Anhalt werden derzeit rund 50.000 Hektar Biomasse für die Verwertung in Biogasanlagen angebaut. Das sind rund fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Sachsen-Anhalt.

Nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) sollte der Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung nur eine Ergänzung zur Futter- und Lebensmittelerzeugung sein. "Wir dürfen nicht vergessen, dass in den kommenden Jahrzehnten die Weltbevölkerung weiter zunehmen und der Bedarf an Nahrungsmitteln steigen wird", sagt Aeikens. Landwirte wie Klaus Horstmann sehen das anders. "Energiepflanzen sind keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Biomasse entlastet den Markt und hält die Preise stabil", so der 51-Jährige.