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Waschmittelwerk Genthin Belegschaft gibt Standort nicht auf

Nach der Freistellung der Mitarbeiter werden die Anlagen im Genthiner
Waschmittelwerk zunächst im Stand-by-Modus betrieben. Eine Notbesetzung
ist vor Ort und soll den Standort am Leben erhalten.

Von Dominik Bath, Mike Fleske und Simone Pötschke 01.07.2015, 01:09

Genthin l Bis zu 15 Mitarbeiter könnten die Notbesetzung stellen, die im Werk benötigt wird, um den Stand-by-Betrieb sicherzustellen, sagte Betriebsratschef Olaf Thiele am Dienstag der Volksstimme. Ein laufender Stand-by-Betrieb sei wichtig, damit der Standort seine Betriebsgenehmigung nicht verliere, erklärte Thiele. "Wir müssen sicherstellen, dass keine Gefahr für Mensch und Umwelt besteht", sagte der Landrat des Jerichower Landes Steffen Burchhardt (SPD) mit Blick auf die toxischen Stoffe, die im Waschmittelwerk verwendet wurden, etwa um Tenside herzustellen.

Zwei weitere Standorte betroffen

Die Finanzierung der Notbesetzung sei für die nächsten Tage gesichert, teilte der Genthiner Werksleiter Rüdiger Schultz mit. Am Mittwoch wird zudem das Insolvenzverfahren der Betriebsgesellschaften Gemini und Luhns eröffnet.

Auf den Insolvenzverwalter Peter Minuth wartet dabei nicht nur in Genthin viel Arbeit. Auch bei den Standorten in Düren und Ibbenbüren (beide Nordrhein-Westfalen) hat sich kein Investor gefunden. Hier stehen rund 100 Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit. Der Standort in Greven ist unterdessen von dem Putzmittelhersteller Thurn übernommen worden. Das Familienunternehmen aus der Nähe von Köln beliefert vor allem große Handelsketten.

"Kein Sozialplan"

Auf die arbeitslosen Mitarbeiter in Genthin sieht Betriebsratschef Thiele schwere Zeiten zukommen. "Es gibt keinen Sozialplan, keine Transfergesellschaft", bemängelte er. Bei der vorherigen Insolvenz durch die Hansa Group im Juli 2014 waren Beschäftigte in einer Transfergesellschaft aufgefangen worden. Von 21 ehemaligen Mitarbeitern seien nach drei Monaten 14 an andere Arbeitgeber vermittelt worden, so Thiele.

Mit einer Holding in der Schweiz hatten Khodayar und Zolfaghar Alambeigi im November 2014 die Standorte der Hansa Group aufgekauft, nachdem die Brüder mit dem Chemiekonzern aus Duisburg pleitegegangen waren. Bei der Übernahme mussten die Mitarbeiter einen Lohnverzicht von zehn Prozent in Kauf nehmen. Im Mai erklärten die Genthiner Betriebgesellschaften Gemini und Luhns erneut ihre Zahlungsunfähigkeit.