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Plan der Familienministerin Kitas sollen 24 Stunden betreuen

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Kinderbetreuung in den Abend- und Nachtstunden ausbauen und dafür 100 Millionen Euro investieren. 300 Projekte sollen mit dem Geld gefördert werden. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit nur wenige 24-Stunden-Kitas.

Von Jens Schmidt und Andreas Stein 07.07.2015, 01:00

Magdeburg l Wo bringt die alleinerziehende Krankenschwester vor der Nachtschicht ihr Kind unter? In Finnland gibt es ein dichtes Netz von Kitas mit 24-Stunden-Betreuung. In Deutschland bleibt der Mutter oft nur die Hilfe von Großeltern oder Nachbarn - oder eine Arbeit ohne Schichtdienst. Denn Rund-um-die-Uhr-Betreuung in öffentlich geförderten Kitas ist hier Mangelware. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will das ändern und den Aufbau von Kitas mit verlängerten Öffnungszeiten fördern - notfalls auch rund um die Uhr.

Für Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, sei es wichtig, dass es auch in Randzeiten eine gute Betreuungsmöglichkeit gebe, sagte Schwesig. Es gehe nicht um eine längere Betreuung, sondern um Angebote außerhalb der üblichen Zeiten.

Große Nachfrage

In Sachsen-Anhalt müssen Eltern lange nach 24-Stunden-Kitas suchen. In Halle bietet die von einer Elterninitiative geführte Kita "Schlumpfen-Eck" Tag- und Nacht-Betreuung an, in Stendal gibt es den "Färberhof", der als Partner des Krankenhauses Übernachtungen für Kinder anbietet. Auch im Mehrgenerationenhaus der Haldensleber Kita "Flax und Krümel" können Kita-Kinder schlafen.

In einigen Städten gibt es Kitas mit Abendöffnungszeiten bis 20 Uhr, so das "Zwergenland" in Haldensleben oder das "Regenbogenland" in Stendal. In Magdeburg öffnet der von einer Elterninitiative geführte "Kinderkasten" Montag bis Sonnabend von 5.30 bis 21 Uhr. "Viele Kinder bleiben bis 19 Uhr und essen hier noch Abendbrot", berichtet Leiterin Petra Prill. Bis vor einigen Jahren war die Kita noch rund um die Uhr offen, nach dem Ausbau von Nebengebäuden soll das auch wieder so sein. Die Nachfrage sei groß.

Für Sachsen-Anhalt nur ein Nischenangebot

Sachsen-Anhalts Sozialministerium sieht in der 24-Stunden-Kita eine gute Offerte für Schichtarbeiter und Alleinerziehende, sie solle aber ein Nischenangebot bleiben. "Wir brauchen keine flächendeckende Rund-um-die Uhr-Betreuung", sagte Ministeriumssprecher Holger Paech. "Kinder gehören in die Familien." Der Bund müsse außerdem klären, wer die Kosten tragen soll, wenn die Modellphase vorüber ist. Abgesehen von einigen Kitas mit Spät- und Nachtangeboten sowie Tagesmüttern für die Spätstunden sei kein weiterer Regelungsbedarf bekannt.

Nach den Plänen von Manuela Schwesig können sich Kita-Träger bereits ab Herbst um Geld aus dem Fördertopf bemühen. Das Interesse scheint groß zu sein. Es gebe bereits etliche Anfragen, heißt es dazu aus Berlin.