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Landwirte Milchpreis treibt Bauern in die Pleite

Nur noch 27 Cent für den Liter: Landwirte in Sachsen-Anhalt können nicht mehr kostendeckend arbeiten.

14.08.2015, 19:27

Magdeburg l "Die Grenze des Erträglichen ist erreicht. Wenn der aufwendig produzierte Liter Milch weniger kostet als die Flasche Mineralwasser, stimmt etwas nicht", sagte der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Frank Zedler.

Ende Juni hatten die 654 Milchviehhalter im Land nur noch 27 Cent für einen Liter Milch ausgezahlt bekommen. Viel zu wenig. Die Bauern sagen, dass sie mindestens 40 Cent benötigen, um kostendeckend zu arbeiten. Noch vor einem Jahr hatten die Milchbauern mehr als 40 Cent für den Liter von den Molkereien erhalten.

Doch seitdem geht es bergab. Nach Jahrzehnten der Regulierung ist Ende März dieses Jahres die Milchquote der Europäischen Union ausgelaufen. Mit der Quote steuerte Brüssel die Mengen und legte auch indirekt die Preise fest. Nun darf jeder Bauer so viel melken wie er mag. Das dadurch gewachsene Angebot trägt zum Preisverfall bei. Hinzu kommt die gesunkene Nachfrage. Russland boykottiert europäische Milchprodukte. Auch der Export in den asiatischen Raum, vor allem nach China, ist zurückgegangen.

Weil derzeit zu viel Milch produziert wird, können Lebensmittelhändler wie Aldi die Preise drücken. "Die Einkäufer im Lebensmitteleinzelhandel dürfen nicht nur Angebot und Nachfrage im Blick haben, sondern müssen ihren Teil der Verantwortung für eine regionale, tiergerechte und auskömmliche Milchproduktion übernehmen", sagte Frank Zedler. Auch die Politik sei gefordert, Kosten der Bürokratie für Landwirte deutlich abzumildern.

Milchbauern wollen Regulierung zurück

Der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat ein Konzept vorgestellt, mit dem regulierend in den Markt eingegriffen werden soll. Über eine Monitoring-Stelle in Brüssel soll europaweit erfasst werden, wie viel Milch sich derzeit auf dem Markt befindet. Produzieren die Bauern zu viel, könnte Milch kurzfristig eingelagert werden. So sollen die Preise stabil bleiben. "Wir wollen unsere Produktionsmenge in Krisenzeiten anpassen. Dafür brauchen wir in Europa verbindliche Regeln", erklärte Peter Schuchmann, Landesvorsitzender des BDM, der in Sachsen-Anhalt rund 80 Betriebe repräsentiert.

Das Landwirtschaftsministerium lehnt das ab. Wenn die Produktion gedrosselt wird, steigt der Preis, heißt es dort. Für Staatssekretärin Anne-Marie Keding (CDU) keine gute Idee. "Preiserhöhungseffekte sind nur mit einer sehr deutlichen Mengeneinschränkung zu erreichen", sagt sie. Eine Produktionsbegrenzung bringe zusätzliche finanzielle Belastungen, Einkommensverluste und höheren bürokratischen Aufwand.

Die Perspektiven für die Milchbauern seien nach wie vor gut, erklärte Keding. Das weltweite Bevölkerungswachstum ließe die globale Nachfrage nach Milch und Milcherzeugnissen steigen.