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Zwei Ministerinnen stehen unter Beobachtung / von der Leyen mit einigen Blessuren, aber Schröder gilt als Verliererin Union lobt sich für Umgang mit dem Quotenstreit

Von Hagen Strauß 24.04.2013, 01:10

Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU) versuchte gestern mit Überschwang, die unliebsame Debatte endlich zum Verstummen zu bringen. Das Thema Frauenquote sei doch "exzellent" von seiner Fraktion abgeräumt worden. "Es war eine schwierige Situation, und wir haben sie brillant gelöst", meinte er mit einem leichten Grinsen. Deckel drauf. Das ist die Parole, mit der die Unionsführung jetzt versucht, Ruhe in den eigenen Laden zu bringen.

Es ist ein Burgfriede, den man schließen will. Denn im Kessel ist noch genügend aufgestauter Druck. Jetzt müsse nach vorn geschaut werden, hieß es gestern am Rande der Fraktionssitzung von CDU/CSU..

Trotzdem, unter Beobachtung stehen weiter zwei Kabinettsmitglieder, die Erzrivalinnen sind und beim Thema Quote weit auseinander liegen: Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Familienministerin Kristina Schröder. Sie würdigten sich in der Fraktionssitzung keines Blickes. "Heute sind wir alle ganz besonders freundlich zueinander", scherzte der Abgeordnete Reinhard Grindel, während er von der Leyen herzte. Das schien ihr gut zu tun. Denn auch sie hat Blessuren im Quotenstreit davongetragen. Nur mit List, Tücke und mit der Drohung, für einen Antrag der Opposition auf Einführung einer Frauenquote zu stimmen, war es ihr gelungen, eine verbindliche Vorgabe von 30 Prozent an Aufsichtsratsposten für Frauen ab 2020 ins Wahlprogramm der Union zu drücken.

Angeblich soll es sogar geheime Absprachen mit den Grünen von Unions-Abweichlerinnen rund um von der Leyen gegeben haben. Dass im Rechtsausschuss des Bundestages die Koalition mit ihrer Mehrheit eine Befassung des Parlaments mit dem Oppositionsantrag nicht verhindert hatte, nährt Verschwörungstheorien,Ursula von der Leyen habe sich als Alternativmodell zur Kanzlerin in Stellung bringen wollen.

"Rücktritt ist fällig!", hatte deswegen die Erzkonservative Erika Steinbach getwittert Anfang der Woche. Steinbach ist nicht die einzige in der Union, die von der Leyen für gerissen hält. Aber ihrer Forderung wollte sich niemand anschließen. Die Ministerin gilt für den Wahlkampf als unverzichtbar.

Schröder, die Erfinderin des Gegenmodells "Flexi-Quote", also der Pflicht zur Selbstverpflichtung der Wirtschaft, dürfte allerdings die Worte Steinbachs mit Wohlwollen gehört haben. Sie gilt als große Verliererin des Quotenstreits. Am Wochenende hieß es sogar, sie denke ans Aufhören, um sich mehr um ihre kleine Tochter kümmern zu können. Gestern blieb Schröder ihrer Linie mit Blick auf die Gerüchte treu - sie schwieg und lächelte.