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Separatisten behindern OSZE-Mitarbeiter Kleinkrieg am Absturzort

Was geschah mit Flug MH17? Die Arbeit der Experten am Absturzort, die die Frage beantworten sollen, gestaltet sich schwierig. Sie arbeiten unter Bewachung schwer bewaffneter Separatisten.

21.07.2014, 01:27

Paris/London (dpa) l Nach massiven Behinderungen der Absturzuntersuchungen von Flug MH17 in der Ostukraine verschärft die internationale Gemeinschaft den Druck auf Moskau. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron drohten Russland am Sonntag mit einer Ausweitung der EU-Sanktionen. Russlands Präsident Wladimir Putin müsse umgehend auf die prorussischen Separatisten einwirken, um den Ermittlern einen ungehinderten Zugang zum Absturzgebiet zu gewährleisten, hieß es in Paris und London.

Bei dem Absturz waren am Donnerstag alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder an Bord der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer und 4 deutsche Frauen. Die Regierung in Kiew und die prorussischen Separatisten bezichtigen sich gegenseitig, die Maschine abgeschossen zu haben.

Scharfe Töne aus Den Haag

Seit Tagen fordern Politiker aus aller Welt eine rasche, umfassende und unabhängige Untersuchung der Absturzursachen - und sehen dabei vor allem Russland in der Pflicht. Moskau soll Druck auf die prorussischen Kämpfer im Osten der Ukraine ausüben.

Sollte Russland dazu nicht "unverzüglich die nötigen Maßnahmen ergreifen", werde dies beim EU-Außenministerrat am Dienstag Konsequenzen haben, hieß es. Bisher hat die EU Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen verhängt, aber nicht gegen ganze russische Wirtschaftszweige.

Die britische Regierung erklärte in London, Cameron habe am Morgen mit Merkel und Hollande telefoniert. "Bei beiden Anrufen ging es um zwei wichtige Fragen: Den Zugang zur Absturzstelle und die Haltung der EU zu Russland in Anbetracht der Tatsache, dass alles darauf hindeutet, dass die Rakete von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde", sagte ein Sprecher. "Sie waren sich alle einig, dass die EU ihre Haltung zu Russland überdenken muss und dass die Außenminister bereit sein sollen, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, wenn sie sich am Dienstag treffen."

Auch in den Niederlanden, von wo 193 der Opfer stammen, wurde der Ton schärfer. Putin müsse "den Niederlanden und der Welt beweisen, dass er tut, was von ihm erwartet wird: Seinen Einfluss ausüben", sagte Ministerpräsident Mark Rutte am Samstagabend in Den Haag.

US-Außenminister John Kerry rief die Europäer in mehreren TV-Talkshows am Sonntag dazu auf, dem Beispiel Washingtons zu folgen und ihre Sanktionen zu verschärfen. Es wäre enorm hilfreich, wenn einige europäische Länder, die bisher "ein wenig abgeneigt" seien, sich den USA anschlössen, sagte Kerry.

Bewaffnete Separatisten und chaotische Zustände behinderten am Wochenende am Absturzort eine Untersuchung der Wrackteile massiv. Bis zu 900 Aufständische würden die Rettungskräfte nahe der Ortschaft Grabowo ständig überwachen und erheblich einschränken, klagte der ukrainische Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Sonntag.

Separatistenchef Alexander Borodaj: "Die Flugschreiber sind in Donezk, und wir übergeben sie nur internationalen Organisationen. Die ukrainische Regierung wird die Daten sonst fälschen." Die Führung in Kiew wirft den militanten Gruppen das Vernichten von Beweisen vor. Meinung