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Nachwuchs-CDU-Politiker Der Club der jungen Männer

Sie sind Kinder der 70er. Sie haben das Politikmachen in der Jungen
Union gelernt. Alle drei haben ein Parlamentsmandat und hoffen auf mehr.
Ein Netzwerk namens "CDU2017" soll ihnen dabei helfen.

Von Hagen Eichler 22.10.2014, 03:04

Magdeburg l Weniger Gleichmacherei, mehr Leistungsbereitschaft - das ist der gemeinsame Nenner, der rund 50 christdemokratische Nachwuchspolitiker vereint. "CDU2017" nennt sich der Kreis, er trägt das Jahr der nächsten Bundestagswahl im Namen. Mit dabei: Markus Kurze (43), Landtagsabgeordneter aus Burg. Sven Schulze (35), Europaabgeordneter aus Heteborn im Harz. Und Tino Sorge (39), Bundestagsabgeordneter aus Magdeburg. Drei aus Sachsen-Anhalt, die den Kurs ihrer Partei mitbestimmen wollen.

"Wir sind keine Verschwörerrunde", beteuert Sorge. Sie kennen sich seit Jahren aus den Nachwuchsorganisationen der CDU. Sorge, der gelernte Jurist, war Mitglied im Bundesschiedsgericht der Jungen Union (JU). Schulze ist JU-Landesvorsitzender, Kurze war sein Vorgänger. Sorge wiederum war Landeschef beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS).

Dieses Netzwerk verbindet sie mit dem CDU-Nachwuchs deutschlandweit - und zugleich mit den JU-Veteranen. Dass einer wie Wolfgang Schäuble für Kurze zum Wahlkampftermin in die Burger Stadthalle kommt, ist kein Zufall.

Nach der Geburt seiner Kinder, erzählt Kurze, habe der damalige JU-Bundeschef Philipp Mißfelder seiner Frau Blumen ins Krankenhaus geschickt. "Wir haben uns gefragt, woher die in Berlin den Termin kannten", staunt Kurze. Mißfelder hat es nie verraten. Die Verbindungen funktionieren.

Kritik an Merkel? "Eher im Gegenteil."

Jetzt sollen sie auch die große Politik beeinflussen. Im Dezember 2013 versammelte der Bundestagsabgeordnete Jens Spahn erstmals die Gruppe, die sich CDU2017 nennt. Zu den Erstunterzeichnern gehörte Kurze. "Wir müssen auch ein konservatives Profil haben", erklärt er seinen Beweggrund. "Gerade junge Familien sehnen sich nach Werten."

Die sieht er etwa in der Bildungspolitik gefordert. Die Parteien links von der Union wollten das Sitzenbleiben abschaffen und Notenstandards absenken, sagt er. "Aber für Bildung muss man sich anstrengen." Als konservativen Wert nennt er auch einen sparsamen Staat. Das fürs nächste Jahr geplante Ende der Neuverschuldung kommt aus seiner Sicht zu spät. "Die schwarze Null hätten wir schon zwei, drei Jahre früher haben können." Die hart arbeitenden Menschen müssten endlich mehr von ihrem Gehalt haben.

Die Truppe der Jungen sucht die Nähe zur Wirtschaft. Beim jüngsten Treffen in einem Berliner Gründerzentrum ging es um den Abbau von Bürokratie und die Entlastung der Unternehmer. Die schwarz-rote Bundesregierung allerdings hat andere Dinge beschlossen. Rente mit 63, Mütterrente - er wolle das nicht zurückdrehen, sagt Schulze, einziger Europaparlamentarier in der Runde. "Aber wir müssen uns jetzt mehr um die kümmern, die das ganze System am Laufen halten." Der Wohlstand Deutschlands sei keine Selbstverständlichkeit, dafür müsse jede Generation wieder etwas tun.

Nicht anders klingt Angela Merkel. Dennoch werden die Sätze der 50 Jungpolitiker stets auf Kritik an ihr abgeklopft. Wer will, kann einiges finden. "Wir sind ein Netzwerk von Leuten, die über die Tagespolitik hinausdenken wollen", sagt etwa der Magdeburger Sorge. Kritik an der Parteichefin? "Eher im Gegenteil", beteuert Sorge. "Aber wir gucken, ob Kompromisse mit dem Koalitionspartner zu Lasten künftiger Generationen gehen." Die Jungen sorgen sich, wer dereinst für ihren Ruhestand aufkommen wird. Die Rente mit 63 sei da ein problematisches Signal, sagt Sorge - immerhin seien Fachkräfte derzeit dringend gesucht.

Sie knüpfen Netzwerke, die Haseloff und Webel fehlen

Mit ihrer Art, Politik zu machen, unterscheiden sich Kurze, Schulze und Sorge von denen, die Sachsen-Anhalts CDU bislang geprägt haben. Männer wie Thomas Webel, Reiner Haseloff oder Wolfgang Böhmer: Sie alle hatten ein Leben, bevor die Wende sie von heute auf morgen in die Politik spülte. Auf erprobte Seilschaften in der Bundespartei konnten sie sich nicht verlassen. "Wir sind ja nicht in der Jungen Union großgeworden", sagt Landesvorsitzender Webel. In der CDU sei jedoch Platz für alle. Die Älteren, sagt Webel, hätten Erfahrungen aus ihrem Leben. "Und die Jüngeren glauben, dass sie die aus Lehrbüchern haben."

Von Sachsen-Anhalts wichtigstem CDU-Politiker, Ministerpräsident Haseloff, gibt es kaum bundespolitische Vorstöße. Er meldet sich vor allem dann, wenn es um Geld für Ostdeutschland geht. Die Jungen wissen, dass sie damit nicht kommen dürfen - im Jahr 25 der deutschen Einheit. Ohnehin sind sie gleichaltrigen Landtagsabgeordneten aus Niedersachsen oder Hessen ähnlicher als den eigenen Altvorderen.

Alle drei haben bereits ältere Parteifreunde beiseitegeschoben. Sorge setzte sich bei der Nominierung als Bundestagskandidat gegen den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Bernd Heynemann durch. Der war ebenso konsterniert wie der Langzeit-Europaabgeordnete Horst Schnellhardt, als ihm der damals 33-jährige Schulze die Kandidatur für Brüssel wegschnappte. Im Vergleich zu den anderen ist Kurze bereits ein altgedienter Parlamentarier.

Bislang, sagt der 43-Jährige, sei Nachwuchsförderung ein zähes Geschäft gewesen. Die Gruppe CDU2017 sei eine große Chance. "Da haben sich durch unser Trio neue Verbündete aufgetan."