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Afghanistan Nato beendet Kampfmission

Der längste und verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Nato geht
zu Ende. Die internationalen Truppen in Afghanistan sollen nicht mehr
kämpfen, sondern nur noch ausbilden und beraten.

29.12.2014, 01:17

Kabul (dpa) l Mit einer feierlichen Zeremonie hat die Nato nach 13 Jahren ihren Kampfeinsatz in Afghanistan beendet. "Der heutige Tag markiert das Ende einer Ära - und den Beginn einer neuen", sagte der Kommandeur der internationalen Truppen in Afghanistan, US-General John Campbell, am Sonntag bei einer Übergabezeremonie in Kabul.

Die bisherige Kampfmission Isaf wird durch den neuen Ausbildungseinsatz "Resolute Support" (Entschlossene Unterstützung) ersetzt. Über dem Hauptquartier weht nun die neue grüne Flagge. Rechtlich gesehen erfolgt der Übergang zur neuen Mission aber erst zum Jahreswechsel.

Die Nato war in den vergangenen 13 Jahren zeitweise mit 140 000 Soldaten in Afghanistan, unter ihnen mehr als 5000 Deutsche. 55 deutsche Soldaten ließen dort ihr Leben. Insgesamt wurden rund 3500 Isaf-Soldaten in den Kämpfen mit den radikalislamischen Taliban und bei Anschlägen getötet.

Deutschland stellt weiter 850 Bundeswehrsoldaten

Für die neue Mission zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte sollen insgesamt 12 000 Soldaten im Land bleiben, unter ihnen auch 850 Deutsche. Obwohl sie keinen Kampfauftrag mehr haben, bleibt es gefährlich. Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in diesem Jahr verschlechtert. In den ersten elf Monaten zählten die Vereinten Nationen alleine 3188 getötete Zivilisten - mehr als je zuvor.

"Es gibt kein Zurück zu den dunklen Tagen der Vergangenheit", sagte General Campbell dennoch. Für die afghanische Regierung bedankte sich Sicherheitsberater Hanif Atmar bei den internationalen Truppen. Aus der Nato-Kommandozentrale im niederländischen Brunssum reiste der Bundeswehr-General Hans-Lothar Domröse an. "Es ist nun Zeit, ein neues Kapitel in unserer Geschichte aufzuschlagen", sagte er.

Ob der Kampfeinsatz ein Erfolg war, ist hoch umstritten. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der dpa, die Bundeswehr habe einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Landes geleistet. In den vergangenen 13 Jahren habe sich die Situation vieler Menschen verbessert.

In der deutschen Bevölkerung herrscht allerdings die Meinung vor, dass sich der Einsatz nicht gelohnt hat. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vertraten 60 Prozent der Teilnehmer diese Auffassung.

Kritik aus dem Irak am bisherigen Einsatz

In Afghanistan stößt das Ende der Kampfmission auf Kritik. "Wir haben die Aufstockung der Soldaten 2009 nicht verstanden, und wir verstehen jetzt den Rückzug nicht", sagte die Leiterin der afghanischen Menschenrechtskommission in Kabul, Sima Samar. Die internationale Gemeinschaft sei sehr oberflächlich an Afghanistan herangegangen. "Vielleicht hätten wir mehr erreicht und weniger Opfer zu beklagen, wenn wir die Lage besser analysiert hätten", sagte die Trägerin des Alternativen Nobelpreises der dpa.

Der Linksfraktionschef im Deutschen Bundestag, Gregor Gysi, hält die Nato in Afghanistan für komplett gescheitert. "13 Jahre Nato-Krieg haben dem Land keinen Frieden, keinen sozialen Fortschritt, keine stabile demokratische Entwicklung, keine Rechtsstaatlichkeit gebracht - aber viele Tote und Zerstörungen", sagte er.