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Die NATO baut Personal bei der Schutztruppe KFOR im Kosovo ab Bundeswehr zieht aus, zieht eine Universität in Prizren ein?

Von Thomas Brey 14.02.2011, 04:37

Der 29-jährige Zugführer und seine 30 Mann legen letzte Hand an, um den neuen Standort der Bundeswehr in Novo Selo für die anrückenden Bundeswehrverbände herzurichten. Die kleine Einheit aus dem Bayrischen Wald ist das Vorauskommando, das den Umzug der meisten deutschen Soldaten von ihrem bisherigen Standort Prizren im Süden an die neue Einsatzstelle nordwestlich von Pristina organisiert.

Noch sieht es chaotisch aus im tiefen Morast auf dem platten Land. Die Wohncontainer mit Stuben mit jeweils zwei Betten sind schon fast bezugsfertig, weil sie von den abgerückten Dänen übernommen wurden. Doch schwere Lastwagen pendeln pausenlos zwischen Prizren und Novo Selo, um Container mit Versorgungsgütern und Waffen heranzuschaffen. In Zukunft wird sich hier eine deutsche Kompanie unter französischem Kommando auf Einsätze im gesamten Kosovo vorbereiten.

Die heute 10 000 Mann starke Truppe soll bis Ende Februar auf 5000 halbiert werden. Die Bundeswehr wird 400 ihrer heute 1300 Soldaten abziehen, bleibt aber auch in Zukunft der größte Truppensteller in dieser NATO-geführten internationalen Schutztruppe. Ein wichtiger Standort der Deutschen ist weiterhin Prizren im Süden, wo ein medizinisches Zentrum für die gesamte KFOR-Truppe bereit steht. "Das ist wie ein modernes Kreiskrankenhaus", beschreibt Oberst Wolfgang Pirner den Arbeitsplatz von rund 70 Ärzten, Schwestern und Pflegern.

Die verbesserte Sicherheitslage macht den Teilabzug der internationalen Truppe möglich. "Die Lage ist besser, als sie in Europa wahrgenommen wird", beschreibt Bundeswehrgeneral Erhard Bühler als KFOR-Oberkommandierender die Situation. Er erwartet, dass die Truppenreduzierung sich auch positiv auf das Image Kosovos im Ausland auswirkt. Schon in den letzten Jahren hatten die NATO-Militärs immer mehr Aufgaben an die neu gebildete Kosovo-Polizei und die EU-Kosovo-Mission (EULEX) übertragen. So wurden 60 Kilometer Grenze nach Mazedonien Ende Januar von der KFOR abgegeben.

Was wird aus dem einst deutschen Standort Prizren, der seit über zehn Jahren von der Bundeswehr ausgebaut wurde? Begehrlichkeiten haben viele Seiten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Möglicherweise wird die neu gegründete Universität hier einziehen. Der deutsche Gründungsrektor Ronald Mönch soll jedenfalls ein Auge auf den attraktiven Standort samt großzügiger neuer Mensa geworfen haben. Mönch war Gründungsrektor der Universität Bremen, deren erster Mann er 22 Jahre lang war.

Für das bayerische Vorauskommando für Novo Selo, das die letzten fünf Monate von seinem Standort Prizren die Verlegung der deutschen Soldaten nach Novo Selo vorbereitet hatte, ist diese Aufgabe der letzte KFOR-Einsatz. Dann geht es für die Zeitsoldaten wieder zurück in die bayrische Heimat. Diesmal war der Einsatzort Kosovo, wo es inzwischen im Gegensatz zu Afghanistan ganz und gar friedlich zugeht. (dpa)