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Tödliche Anschläge in Uganda Terror gegen Fußballfans – die Spur führt nach Somalia

Von Eva Krafczyk 13.07.2010, 05:20

Polizeichef Kale Kayihura war sich gleich sicher: Terroristen sind für das Blutbad in Kampala verantwortlich. Und die Spur führe nach Somalia, möglicherweise zu Al Qaida. "Sie haben gut geplant, und sie wollten möglichst viele Menschen töten", sagte Kayihura an einem der beiden Schauplätze des Terrors, einem Rugbyclub, in dem sich am Sonntagabend mehr als 100 Menschen zum Public Viewing des WM-Finales in Johannesburg versammelt hatten.

Fernsehbilder aus Uganda zeigten das Ausmaß der Zerstörung in dem Sportclub und in einem äthiopischen Restaurant, das auch bei Ausländern beliebt war: Ambulanzen mit heulenden Sirenen, Schluchzen und Schreien, verstörte Gesichter, weiße Plastikstühle, die durch die Druckwelle der Explosion herumgewirbelt worden waren, nun vom Feuer versengt, von Blut verschmiert. Im Lauf des Tages stieg die Zahl der Opfer immer weiter: Mehr als 70 Tote, ebenso viele Verletzte.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Blutbad am Abend des WM-Finales. Für die Ermittler deuten aber alle Indizien nach Somalia, wo sich ein Vertreter der radikalislamischen Al-Shabaab-Miliz gestern hoch zufrieden über den Anschlag zeigte. Die Miliz hatte erst in der vergangenen Woche zu Angriffen auf ugandische und burundische Einrichtungen aufgerufen.

Die beiden ostafrikanischen Staaten stellen die etwa 5000 Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU) in Somalia. Ohne die AU-Soldaten könnte sich die Übergangsregierung des gemäßigten Islamisten Sheik Sharif Ahmed nicht gegen Al-Shabaab und andere islamistische Gruppen behaupten. Schon mehrfach waren die Kasernen und Kontrollpunkte der Friedenstruppen in Somalia Ziel von Terroranschlägen.

Hinzu kommt: In Uganda werden derzeit Hunderte somalische Regierungssoldaten ausgebildet, auch mit Unterstützung der EU. EU wie UN sind dem Flehen der Übergangsregierung bisher nicht nachgekommen, in Somalia selbst Präsenz zu zeigen. Zu angespannt ist die Sicherheitslage in dem Krisenstaat, der seit fast 20 Jahren keine funktionierende Regierung hat.

Für eine Verwicklung islamischer Extremisten aus Somalia spricht auch die Wahl eines äthiopischen Restaurants als Tatort: Zwei Jahre lang unterstützten äthiopische Truppen, die die Union der Islamischen Gerichte Anfang 2007 gewaltsam gestürzt hatten, die somalischen Regierungstruppen.

Auch der Zeitpunkt am Ende der Fußballweltmeisterschaft ist nicht zufällig gewählt. Zum einen konnten die Täter so sicher sein, eine große Zahl von Opfern zu finden. Gleichzeitig hatten die Islamisten in Somalia Fußball als "unislamisch" verboten und mehrere Dutzend Menschen festgenommen, die heimlich WM-Übertragungen gesehen hatten.

UN-Vertreter in Nairobi, die von Kenia aus die Stabilisierung des von Chaos und Gewalt geprägten Somalia versuchen, hielten sich am Montag mit einer Einschätzung zurück. "Sollte es tatsächlich Verbindungen nach Somalia geben, droht eine weitere Internationalisierung des Konflikts", warnte ein Sicherheitsexperte. International sind die Kämpfer von Al-Shabaab schon lange: In ihren Reihen stehen junge Männer somalischer Herkunft aus den USA oder Großbritannien, aber auch Verbündete aus Pakistan, Afghanistan oder dem Jemen.(dpa)