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Bärbel Dieckmann reist mit Delegation nach Westafrika, um sich vor Ort über Landraub, Wasserversorgung und Öko-Tourismus zu informieren Welthungerhilfe-Chefin sieht Selbstversorgung in Sierra Leone in Gefahr

Von Bernd Kaufholz 16.05.2012, 03:20

Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann besucht ab heute das westafrikanische Land Sierra Leone.

Mit ihrer kleinen Delegation will sie sich während der nächsten fünf Tage über Ressourcenschutz und Landraub informieren. Der Staat gehört laut Human Development Index (Index für menschliche Entwicklung) zu den ärmsten der Welt. 2010 belegte er unter 169 Ländern Rang 158. Im Welthunger-Index wird die Lage im 5,3-Millionen-Einwohner-Land als "sehr ernst" eingestuft.

Die Lebenserwartung der Menschen in Sierra Leone liegt bei 48 Jahren und die Zahl der erwachsenen Analphabeten bei 40 Prozent.

Geplant ist der Besuch eines Projekts im großen Naturschutzgebiet der Halbinsel Freetown. Dieckmann: "Dort bieten wir den Bewohnern der Waldgebiete alternative Einkommensmöglichkeiten und bauen ein Projekt für alternativen Tourismus auf."

Die Deutsche Welthungerhilfe unterstützt entlang der sogenannten Beach-Line ein Fischräucherei-Projekt, Öko-Tourismus, die Wasserversorgung von Dörfern und die Honigproduktion.

Ein großes Problem ist in Sierra Leone das sogenannte Landgrabbing. So haben in der Region um Bo, südöstlich der Hauptstadt Freetown, große ausländische Investoren riesige Landflächen erhalten. Kleinbauern stehen dadurch vor großen Problemen. Im Pujehun-Distrikt haben zwei Unternehmen investiert, die SOCFIN Agriculture Company, Tochtergesellschaft des belgisch-luxemburgischen Konzerns SOCFIN, und die indische SIVA-Gruppe. Beide Unternehmen wollen großflächige Palmöl- und Kautschukplantagen anlegen. Dadurch verringert sich die Anbaufläche zur Selbstversorgung der Menschen immer mehr. Die gepachtete Gesamtfläche von SOCFIN beträgt gegenwärtig 6600 Hektar und die von SIVA 37000 Hektar.

Die Welthungerhilfe sieht mehrere Konfliktpunkte. Zum einen sei das die durch GPS vermessene Fläche. Auf historische Grenzen des im Familienbesitz befindlichen Bodens wurde keine Rücksicht genomen. Dadurch seien bereits jetzt Konflikte bei der Rückgabe nach Pachtablauf programmiert. Nicht geregelt seien zudem Entschädigungen für bestehende Siedlungen und Anbauflächen. Der erste von SOCFIN gezahlte Ausgleich an Bauern von Kortumahun für den Verlust ihrer Maniokernte war laut Welthungerhilfe nicht ausreichend: Pro Morgen 5,70 Dollar. Der Marktwert des Manioks habe jedoch 390 Dollar/Morgen betragen.