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Sebastian Siebert zu den Nedlitzer Mumien: Ein schmaler Grat

27.04.2013, 01:21

Was tun, wenn zwei Seiten aufeinanderstoßen und beide haben Recht? Kulturgut erhalten - ja, Störung der Totenruhe - ja. Ein schmaler Grat. Wie sonst hätten sich die Nedlitzer verhalten sollen, als die Mumien vor dem weiteren Verfall zu bewahren und sie fachgerecht aufarbeiten zu lassen? Sie wissentlich dem Verfall preiszugeben, scheint undenkbar - gerade in der Kultur der Bewahrung, des Denkmalschutzes, der Erinnerung, in der wir leben. Der Erhalt der Mumien liegt sicher auch im Sinne der Verstorbenen, die sich offenbar haben mumifizieren lassen und ihren Körper so für die Ewigkeit bewahren wollten.

Doch wollten sie, dass 300 Jahre später Menschen ihre Körper ansehen? Einige meinen Nein und betonen das Recht auf die letzte Ruhe. Doch ein Kulturgut, das nicht gesehen werden darf, kann kein Kulturgut sein. Deswegen werden die Mumien gezeigt. Die wohl aufwendigste Aufgabe liegt noch vor den Nedlitzer Bewahrern: Jedes Mal zu mahnen "Hier ruht ein Mensch."