Steffen Honig zum Kaiser-Otto-Preis für Egon Bahr: Preiswürdiger Vordenker

Mitten im tiefsten Kalten Krieg wagte sich 1963 ein SPD-Politiker ganz weit vor. "Wandel durch Annäherung" überschrieb er eine Rede vor der Evangelischen Akademie in Tutzing. Das, was Egon Bahr damals vortrug, waren die Grundzüge der späteren neuen Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel. Weg von der Politik der Stärke, hin zu einem friedlichen Nebeneinander der Systeme - damit sollten die Grenzen zwischen den Blöcken überwunden werden. Die Geschichte gab dem sozialdemokratischen Vordenker Bahr nach zähem Ringen letztlich recht - im Herbst 1989 fiel die Mauer ohne einen einzigen Schuss.

Bahr beförderte die Entwicklung auf die ihm eigene, diskrete Weise. Seine vertraulichen Kanäle in die Sowjetunion und die DDR waren bahnbrechend für Verträge. Klug, bescheiden und erfolgreich hat Bahr für europäische Verständigung gewirkt, wie sie die Magdeburger Ehrung würdigt. Kaum ein Politiker seiner Generation hat den Kaiser-Otto-Preis mehr verdient als Egon Bahr.