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Alois Kösters zu den Wahlen am Sonntag: Lieber Nicht-Wähler, ...

24.05.2014, 01:26

... zunächst möchte ich Ihnen den Dank der Parteien ausrichten, die das Europaparlament nutzen wollen, um undemokratische, nationalistische und populistische Thesen auf die große Bühne zu bringen. Nicht-Wähler machen es Ihnen leichter, das bisher so erfolgreiche Zivilisationsprojekt Europa zu gefährden.

Auch alle, die den Einfluss Deutschlands in der EU verringern möchten, sind Ihnen dankbar. Starke Fraktionen mit erfahrenen Politik-Profis können natürlich mehr für uns erreichen als Splitterparteien, deren Polit-Hasadeure nur ins Parlament kommen, weil Sie nicht wählen.

Freude über Ihre Ignoranz herrscht auch bei denen, die die Macht des Volkes innerhalb der europäischen Institutionen nicht wachsen sehen wollen. Eine geringe Wahlbeteiligung und unseriöse Politiker werden die Bedeutung des Parlaments nicht erhöhen.

Viele finden es nicht gut, dass Europa-Parlamentarier, die oft zu den tüchtigsten Politikern gehören, in ihren Parteien zu wenig Einfluss haben und unbekannt bleiben. Spitzenkandidaten wie Jean-Claude Juncker (EVP), David McAllister (CDU) oder Markus Ferber (CSU) findet man in Deutschland nicht einmal auf Plakaten.

Sie, mein lieber Nicht-Wähler, sorgen dafür, dass es so bleibt.

Es herrscht aber nicht nur Freude über Ihre Entscheidung, nicht zur Wahl zu gehen. Alle, die in den vergangenen Jahren ihre Freizeit dafür geopfert haben, Ihre Dinge möglichst gerecht zu regeln, sind sehr enttäuscht. Wenn Kommunalpolitiker für Ihre Interessen streiten, ernten sie selten Lob. Mit dem Gang zur Wahlurne zollt man Ihnen Respekt.

Lieber Nicht-Wähler, Sie gehören laut diverser Studien wahrscheinlich zu den "Bildungs- und Einkommensschwachen" in Deutschland. Falls Sie das stört, sollten Sie nach einer Veränderung streben. Zur Erinnerung: Es war der Wählerwille, der Schulen für alle, Sozialsysteme und eine Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz geschaffen hat.

Erlauben Sie mir noch eine persönliche Bemerkung: Es ist schön, am Sonntagmorgen zur Wahl zu gehen und das Gefühl zu haben, einer großen Gemeinschaft anzugehören, die sich auf demokratische Regeln geeinigt hat. Es gab andere, dunklere Zeiten. Schade, dass Sie nicht dabei sind.