Katastrophe in Japan Unabschätzbar

14.03.2011, 04:34

Es sind erschütternde Nachrichten und Bilder, die uns nach dem schweren Erdbeben aus Japan erreichen: Tausende Menschen sind tot, vermisst oder obdachlos. Städte und Dörfer sind ausgelöscht, wichtige Infrastruktureinrichtungen vernichtet. Und jetzt droht dem Land die Katastrophe in der Katastrophe: die radioaktive Verstrahlung durch beschädigte Atomkraftwerke.

Trotz unklarer Nachrichtenlage steht fest: Drei Atomkraftwerke sind schwer beschädigt. Lebenswichtige Kühlsysteme sind ausgefallen, in mehreren Reaktoren hat höchstwahrscheinlich eine Kernschmelze eingesetzt. In Fukushima sprengte eine Exlosion das Dach des Reaktorgebäudes weg. Radioaktiver Wasserdampf wurde in die Atmosphäre geblasen. Über Nordjapan hat sich eine radioaktive Wolke gebildet.

Szenen wie aus einem Horrorfilm. Szenen, die es nach der Selbstdarstellung der Atomkonzerne und ihrer politischen Lobby in der Realität niemals geben dürfte. Denn anders als seinerzeit Tschernobyl zählen die japanischen Atommeiler zu den sichersten überhaupt, sicherer als alles, was in Deutschland am Netz ist. Hierzulande warnen Experten seit Jahren vor den unbeherrschbaren Folgen von Atomunfällen. Allein in den beiden Uralt-Kraftwerken Biblis A und B hat es mehr als 830 meldepflichtige Zwischenfälle gegeben.

CDU und FDP haben diese Warnungen in den Wind geschlagen und im Eilverfahren die rechtlich umstrittene Verlängerung der Atomkraftwerk-Laufzeiten durchgedrückt. Den Atomkonzernen beschert das Milliarden Euro Zusatzprofite. Die Bevölkerung kann es im Ernstfall Gesundheit und Leben kosten.

Jetzt könnte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Atompolitik um die Ohren fliegen. Schwarz-Gelb drohen Einbußen bei den bevorstehenden Landtagswahlen. Das ahnt auch Merkel und hat eine Überprüfung der Sicherheitsstandards deutscher Kraftwerke angekündigt.

Wie auch immer diese ausfallen mag: Absolute Sicherheit kann und wird es nie geben. Wie die von den Kraftwerksbetreibern als "Restrisiko" verharmlosten Gefahren aussehen können, ist jetzt zu erleben. Nach der japanischen Katastrophe ist die Frage der Atomkraftnutzung in Deutschland dringend neu zu bewerten. Wer weiter dafür eintritt, lädt sich eine Verantwortung auf, die eben so unabschätzbar ist, wie die Folgen eines atomaren Unfalls.