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Überalterung und Abwanderung in Ostdeutschland spitzen Probleme der Firmen zu Unternehmer finden kaum noch Nachfolger

10.05.2013, 01:16

Immer mehr Unternehmer scheiden in Deutschland aus Altersgründen aus. Es ist generell nicht leicht, einen Nachfolger zu finden. Doch Überalterung und Abwanderung machen die Nachfolge im Osten zu einer echten Herausforderung.

Magdeburg (dpa) l Carsten Transfeld steigt aus. Der promovierte Wirtschaftsjurist hat seine Stellung in einer Berliner Anwalts-Kanzlei aufgegeben und das Magdeburger Unternehmen Öhmi von seinem Vater übernommen. Dieser kann sich damit mehr als glücklich schätzen. Er hat nicht das Problem vieler Unternehmer in den neuen Bundesländern: Sie finden keinen Nachfolger. "Geeignete Nachfolger zu finden, ist im Osten schwieriger als im Westen, auch weil viele Fachkräfte nach der Wende das Land verlassen haben", sagt Marc Evers, Mittelstandexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Den Angaben zufolge muss im Osten in 15 000 Unternehmen in den kommenden fünf Jahren ein Nachfolger gesucht werden, im Westen sind es 95 000. Derzeit haben im Osten 43 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden, im Westen sind es 38 Prozent.

Betriebe könnten stillgelegt werden

"Sehr viele Firmen werden künftig schlichtweg stillgelegt durch das Ausscheiden des Unternehmers", beschreibt Achim Schaarschmidt, Referent für Wirtschaftsförderung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), das Szenario. Einer Studie seiner IHK zufolge steht zum Beispiel bis zum Jahr 2020 im Süden Sachsen-Anhalts für etwa 2000 Firmen die Übergabe an, weil der Chef in Rente geht. Und 80 Prozent haben noch keinen Nachfolger.

"Nach der Wende haben Frauen und Männer, die damals um die 40 Jahre alt waren, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Nach fast einem Vierteljahrhundert gehen die nun allmählich in den Ruhestand und oftmals wurde die Nachfolge nicht bedacht", sagt Dorothee Schilling, Sprecherin der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH Dresden. "Hinzu kommt, dass die Tradition der Weitergabe von Firmen durch 40 Jahre DDR unterbrochen wurde", sagt Schaarschmidt. Das wirke bis heute nach.

Transfeld, der Anfang 2013 die Verantwortung in der Firma übernahm, nennt ein weiteres Problem: "Das Image des Unternehmers ist im Osten nicht besonders positiv besetzt". Auch das wirke noch aus DDR-Zeiten nach. Transfeld, der am 13. Mai 35 Jahre alt wird, ist Sohn eines Mannes, der nach der Wende einen Betrieb übernahm. Sein Vater war stellvertretender Direktor im Forschungslabor für das Kombinat Öl und Margarine der DDR. "Nach der Wende sagte die Treuhand: Kaufen oder Einstampfen", erinnert sich Transfeld.

Banken unterstützen nicht nur Existenzgründer

So übernahm der Vater das Labor mit damals 15 Beschäftigten. Heute ist Öhmi eine Holding mit etwa 120 Mitarbeitern. Fünf Unternehmen - hauptsächlich Dienstleister für die Lebensmittel- und Umweltbranche - gehören dazu und haben einen Gesamtumsatz von sieben Millionen Euro im Jahr. "Ich wollte nicht mehr nur beraten, ich wollte gestalten", begründet Transfeld den Ausstieg aus der Kanzlei. Praktisches Rüstzeug habe er sich beim Vater geholt.

Auch das Geld macht es im Osten schwieriger, einen Betrieb zu übernehmen. "Wer kann schon angesichts der finanziellen Lage vieler Ostdeutscher eine Firma kaufen?", fragt Transfeld. Banken haben das Problem erkannt. Sie unterstützen nicht mehr nur Existenzgründer, sondern auch Menschen, die fachlich in der Lage sind, eine Firma weiterzuführen. Sein Institut unterstütze den Generationswechsel mit vielfältigen Fördermöglichkeiten, sagt etwa Manfred Maas, Chef der Investitionsbank Sachsen-Anhalt.