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Einspeisung der erneuerbaren Energien Netzstudie: 3600 Kilometer neue Leitungen nötig

17.11.2010, 04:16

Berlin (dpa). Rund 3600 Kilometer an neuen Hochspannungsleitungen sind bis 2020 in Deutschland nötig, um die zunehmende Einspeisung der erneuerbaren Energien ins Stromnetz zu bewältigen. Der Ausbau würde sechs Milliarden Euro kosten – zu diesem Ergebnis kommt die zweite Netzstudie der Deutschen Energieagentur (dena), deren Entwurf der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie soll in Kürze offiziell vorgestellt werden.

2005 war in der ersten dena-Studie ein neuer Leitungsbedarf von 850 Kilometern bis 2015 ermittelt worden. Gebaut sind davon erst knapp 100 Kilometer – und damals war ein so rasanter Anstieg der Öko-Energien nicht erwartet worden.

Bis 2020 könnte der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion auf 40 Prozent steigen. Ein Grund für die Verzögerungen ist auch, dass die Betreiber bisher nur sehr zögerlich in den Ausbau investieren.

Die rund 600 Seiten starke Studie gilt als Masterplan für den Netzausbau. Dabei wurden mehrere Optionen für den Ausbau bis 2020 geprüft, auch als Alternative zum sechs Milliarden Euro teuren Bau von 3600 Kilometer 380-Kilovolt-Hochspannungsleitungen.

Da es wegen Gesundheits- und Umweltbedenken gegen Freileitungen aber viele Widerstände gibt, wurde auch die Option geprüft, bestehende Leitungen mit Hochtemperatur- seilen aufzurüsten und nur 1500 Kilometer an neuen Hochspannungsleitungen zu bauen. Allerdings würde dies mit 13 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel kosten. Eine andere Option wäre – dies fordern auch Bürgerinitiativen – eine Verlegung Tausender Kilometer Erdkabel. Doch hierbei würde es dann wegen der Trassenführung einen Bedarf von rund 4000 Kilometern geben. Kostenpunkt laut der Studie: etwa 55 Milliarden Euro.

Allerdings betonen Umweltschützer wie der BUND, dass in der Realität der Einsatz von Erdkabeln nicht so teuer sein muss, wie oft behauptet – in der dena-Studie wäre es das Neunfache im Vergleich zu einem Ausbau der 380-KV-Freileitungen. Ihre Meinung: Die dena-Studie dürfe keine Bibel für den Netzausbau sein, oft seien gar nicht so viele neue Leitungen notwendig, wie behauptet werde. Ohne längere Atomlaufzeiten und neue Kohlekraftwerke würde es ohnehin nicht zu diesen Konflikten im Stromnetz kommen.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte, dass alle Fakten auf den Tisch müssten und es endlich eine bundesweite Stromnetzplanung geben müsse.