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CO2-Emissionen im Flugverkehr sind im vergangenen Jahr um fünf Prozent gestiegen Die Luftfahrtbranche als Klimakiller

Sparsamere Triebwerke, bessere Aerodynamik: die Weltluftfahrt bejubelt
immer neue Sparrekorde beim Ausstoß des klimaschädlichen CO2. Doch sie
reichen nicht aus, wie der jüngste Klima-Index zeigt. Die Autoren sparen
nicht mit Kritik - auch am jüngsten ICAO-Treffen.

29.10.2013, 01:09

Hannover (dpa) l Klimakiller trotz vermehrter Sparerfolge: Die Weltluftfahrt stand bei der Veröffentlichung des jüngsten Airline-Klimaindexes am Pranger. "Es geht nicht schnell genug mit der Verringerung des CO2-Ausstoßes - wir erleben seit fast 16 Jahren Stillstand", klagte der Geschäftsführer der Klimaschutz-Organisation Atmosfair, Dietrich Brockhagen. Es gebe keinen Anlass, sich entspannt zurückzulehnen. Seine Kritik zielt vor allem auf die internationale Luftverkehrsorganisation ICAO.

Deren 191 Teilnehmerstaaten hatten im Oktober im kanadischen Montreal beschlossen, bis 2016 ein globales System für CO2-Abgaben im Luftverkehr zu entwickeln. Fluggesellschaften müssen dann Lizenzen für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) vorweisen. Vor diesem Hintergrund hatte auch die Europäische Union (EU) auf Kompromiss geschaltet. Sie hatte zuvor Staaten wie China oder die USA mit ihrer Klimaabgabe für Flugzeuge auf die Barrikaden getrieben. Nach der ICAO-Konferenz präsentierte sie ein deutlich abgeschwächtes Vorhaben. Das ICAO-System soll erst 2020 in Kraft treten - viel zu spät, wie Kritiker meinen. Zudem sind regionale Sonderwege geplant.

Die Autoren des Klimaindexes untersuchten vor diesem Hintergrund erstmals, ob denn die Effizienz von Airlines aus Entwicklungs- oder Schwellenländern wirklich so stark schwankt. Ihr Fazit: Es fällt kaum ins Gewicht. In der Gesamtwertung der klimaeffizienten Airlines lag etwa die brasilianische TAM auf Rang acht. "Es ist interessant zu sehen, wie schnell die Airlines aus China und Indien aufholen", sagt Brockhagen. Eva Airways mit Sitz in Taipeh folgt etwa auf Rang 15, gefolgt von Cathay Pacific (16) und Jet Airways aus Indien (17). Die Lufthansa liegt trotz Flottenmodernisierung wegen einer gesunkenen Auslastung der Maschinen - so die Autoren - abgeschlagen auf Rang 67, Richard Bransons Virgin Atlantic sogar erst auf Rang 116.

Verbrauch je Personenkilometer sinkt

Die Unterschiede von Airline zu Airline innerhalb eines Kontinents sind offenkundig größer als diejenigen zwischen den Kontinenten. Denn viele Airlines reduzieren bereits die zur Klimaerwärmung beitragenden Emissionen ihrer Jets - auch vor dem Hintergrund steigender Kosten beim Betrieb alter Spritschleudern. Zwischen 1990 und 2012 sank bei den deutschen Airlines der Verbrauch je Personenkilometer nach Branchenschätzungen um ein Viertel. Doch die Luftfahrt legt in absoluten Zahlen zu, weil immer mehr Menschen per Flugzeug verreisen.

Um beim Klimaindex daher gut abzuschneiden, ist eine hohe Auslastung der Jets nötig. Im Klartext: Je mehr Passagiere im Flieger sitzen, umso besser. Kein Wunder daher, dass gleich zwei deutsche Ferienflieger - die TUIfly und die Condor - beim Index zu den zehn effizientesten Airlines gehören.

Die Kehrseite der Medaille ist der mangelnde Komfort durch enge Bestuhlung. Da passt eine Mahnung des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. Er rief am Montag die Fluggesellschaften auf, nicht zu knausrig beim Sitzplatzangebot zu sein. Die Airlines sollten eine Mindestsitzbreite von 18 Zoll (45,72 Zentimeter) auf Langstreckenflügen anbieten. Eine aktuelle Studie habe ergeben, dass sie die Schlafqualität gegenüber dem 17-Zoll-Standard der 50er Jahre um mehr als 50 Prozent verbessert.