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Sachsen-Anhalts Solarbranche gibt sich zwei Jahre nach dramatischer Pleitewelle optimistisch Noch lange nicht zappenduster in Solar Valley

Nach einer beispiellosen Pleitewelle in der deutschen Solarbranche keimt langsam wieder Hoffnung auf. Branchenriesen wie Q-Cells und Solarworld setzen auf Expansion. Doch die Risiken sind hoch.

03.01.2014, 01:10

Magdeburg (dpa). Tausende Arbeitsplätze vernichtet, Millionen an Fördergeldern verbrannt und leerstehende Produktionshallen - doch die deutsche Solarindustrie ist nach einer dramatischen Pleitewelle noch lange nicht am Ende. 2013 haben sich die Preise für Solarmodule auf dem Weltmarkt stabilisiert - nicht zuletzt durch die Pleiten sowie Strafzölle der EU gegen Dumping-Angebote aus China. Mit Q-Cells und Solarworld wollen nun zwei große Player deutsche Hochtechnologie zunehmend international vermarkten. 2014 wird ein entscheidendes Jahr für die Branche.

Der Branchenverband Solar Valley Mitteldeutschland gibt sich knapp zwei Jahre nach der dramatischen Pleitewelle vorsichtig optimistisch. "Technologisch haben wir die Nase vorn", sagt Geschäftsführer Peter Frey. Das komme auch Anlagenherstellern wie etwa Roth und Rau aus Sachsen zugute. Maschinenbauer würden traditionell zu etwa 80 Prozent exportieren - auch zum deutschen Solarkonkurrenten China. "Ein zweischneidiges Schwert", sagt Frey. Trotzdem sei der Export wichtig für die Branche, die mit rund 9000 Beschäftigten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nur noch etwa halb so viele Mitarbeiter wie zu Hochzeiten zähle. Neue Techniken, die die Effizienz der Module um 30 Prozent erhöhen, könnten für Schub sorgen.

Der einstige Weltmarktführer Q-Cells, der im April 2012 Insolvenz anmeldete, versucht, deutsches Knowhow und asiatische Fertigung zu verbinden. Unter Führung des koreanischen Hanwha-Konzerns arbeiten derzeit rund 800 Menschen in Deutschland - entwickeln vor allem die Technik weiter und produzieren in Bitterfeld-Wolfen jedes Jahr Solarzellen mit rund 200 Megawatt Kapazität, sagt Firmensprecher Jochen Endle. In Malaysia steht eine größere Fertigung, die die deutschen Entwicklungen umsetzt. Dort produzieren etwa halb so viele Mitarbeiter wie in Deutschland eine mehr als vierfache Menge.

Die Entwicklung in Deutschland und Fertigungsfabriken im Ausland - das schafft auch hierzulande Arbeitsplätze. "Wir stellen ja schon seit einigen Monaten Mitarbeiter ein - insbesondere in Deutschland - und haben auch aktuell rund 40 Positionen zu besetzen", sagt Endle. Der Hanwha-Konzern kündigte zuletzt an, knapp 140 Millionen Euro frisches Geld in das Unternehmen zu stecken. Bereits kommendes Jahr sollen schwarze Zahlen geschrieben werden.

Auch das Bonner Unternehmen Solarworld greift trotz seiner tiefen Krise nach weiteren Produktionsstätten. Nachdem der Technikkonzern Bosch seinen Ausstieg aus dem Solargeschäft verkündete, will nun der einst an der Börse als "Sonnenkönig" gefeierte Solarworld-Chef Frank Asbeck Teile der Fertigung im thüringischen Arnstadt übernehmen. Die Zahl der Mitarbeiter soll damit von 2600 um rund 800 steigen. Vor allem auch die Forschungsabteilung von Bosch soll den Konzern, der auch in den USA fertigt, stärken. Denn die globale Nachfrage steigt.

Firmen wie Q-Cells oder Solarworld/Bosch produzieren im Jahr Mengen, die bei gutem Sonnenschein mehr Strom als ein Atomkraftwerk liefern. Deutschland spielt dabei beim Absatz längst nicht mehr eine dominante Rolle - auch weil die Subventionen gekürzt wurden. 2011/2012 wurden rund 7,5 Gigawatt an Kapazität installiert - dieses Jahr waren es wegen auslaufender Subventionen nur noch die Hälfte, schätzt Branchenexperte Frey. Doch inzwischen sei die Installation von Solarmodulen etwa auf Hausdächern für den Eigenverbrauch teils bereits preiswerter als Strom von den großen Versorgern.

Auch der Bundesverband Solarwirtschaft blickt wieder nach vorn und rechnet mit einem Wachstum von 18 Prozent in diesem Jahr. Neben einer Erholung in Europa entwickeln sich vor allem Märkte in Saudi-Arabien, Chile oder Südafrika dynamisch.