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Club holt externe Prüfer ADAC räumt weitere Manipulationen ein

Manipulationen beim ADAC bei der Wahl des "Lieblingsautos der Deutschen" hat es nicht nur 2013 gegeben. Jetzt verordnet sich der Club eine neue Struktur. Wusste wirklich nur Ex-Kommunikationschef Michael Ramstetter von den Manipulationen?

21.01.2014, 01:26

München (dpa) l Der Skandal um gefälschte Zahlen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" hat größere Dimensionen als bislang angenommen. Ex-Kommunikationschef Michael Ramstetter schönte nach eigener Aussage nicht nur 2014, sondern auch die Jahre zuvor bei der Umfrage zum Lieblingsauto der Deutschen die Zahlen, wie ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair am Montag in München sagte. Er kündigte umfassende Aufklärung an. Der Automobilclub will zudem seine Strukturen reformieren und für mehr Transparenz sorgen. Weitere personelle Konsequenzen soll es zunächst nicht geben.

"Dieser Vorgang tut uns leid, er trifft den ADAC ins Mark, weil wir als eine der vertrauenswürdigsten und seriösesten Organisationen galten, dieser Ruf ist jetzt angeschlagen", erklärte Obermair. "Wir werden das lückenlos nach innen und nach außen aufarbeiten." Auch wolle man externe Prüfer dazuholen. Obermair bat die rund 19 Millionen ADAC-Mitglieder um Entschuldigung. "Wir sind jetzt in der Bringschuld, die Reputation wieder herzustellen." Dazu gehöre auch, dass man eine Studie zur Pkw-Maut erneut bei einem Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben habe.

Auch Ramstetter selbst zeigte sich einsichtig: "Ich habe Scheiße gebaut und die Zahlen geschönt", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Daraus ziehe ich die Konsequenzen und übernehme die Verantwortung." Ramstetter hatte nach Angaben Obermairs bereits am Freitag, einen Tag nach der Preisverleihung "Gelber Engel", ein Geständnis abgelegt, die alleinige Verantwortung übernommen und seine Posten geräumt. Der 60-Jährige war auch Chefredakteur der Zeitschrift "Motorwelt". Der ADAC ist mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und der größte Verein in Deutschland.

Die Bundesregierung rief den ADAC zu einer umfassenden Aufklärung der Manipulationen auf. "Es ist jetzt Aufgabe des ADAC, hier alle Karten auf den Tisch zu legen, möglichst transparent die Vorgänge aufzuarbeiten, auch rückblickend für die Jahre zuvor", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den ADAC mit seiner derzeitigen Struktur für gescheitert. Er sprach von Arroganz und Selbstherrlichkeit. Politikberater Michael Spreng nannte das Verhalten der ADAC-Spitze katastrophal. Die Verantwortlichen hätten bereits vor der Preisverleihung des "Gelben Engels" am Donnerstag die Notbremse ziehen müssen.

Geschäftsführer Obermair hatte vor Tagen die Manipulationsvorwürfe bei der Autowahl noch als Unterstellungen zurückgewiesen. Der Betrug soll unentdeckt geblieben sein, weil - so zitiert die "Süddeutsche Zeitung" den Geschäftsführer - nur Ramstetter Zugang zu allen Auszählungen gehabt habe.