1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Schornsteinfeger im Preiskampf

EIL

Nach Monopol-Wegfall Schornsteinfeger im Preiskampf

Konkurrenz belebt das Geschäft. 2013 fiel das Schornsteinfegermonopol in Deutschland. Das hat Folgen für die "schwarze Zunft".

25.01.2014, 01:18

Magdeburg (dpa) l Die "schwarze Zunft" ist in Sorge: Seit dem Wegfall des Schornsteinfegermonopols am 1. Januar 2013 in Deutschland ist in dem Gewerbe in Sachsen-Anhalt ein Wettbewerb zu spüren. Die Berufsgruppe befürchtet einen härteren Preiskampf um Kunden, auch wenn sogenannte hoheitliche Aufgaben wie bisher beim Bezirksschornsteinfegermeister bleiben.

"Hauseigentümer und Wohnungsunternehmen lassen sich vermehrt Angebote machen", sagte der Landesinnungsmeister Torsten Kiel in Magdeburg zu den Folgen der Neuregelung. Schornsteinfegerbetriebe beklagten, Mitarbeiter nicht mehr in Vollzeit oder überhaupt nicht mehr beschäftigen zu können.

Mit Zahlen lässt sich diese Entwicklung nach den Worten Kiels derzeit noch nicht belegen. Im Schnitt besteht ein Schornsteinfegerbetrieb in Sachsen-Anhalt aus dem Inhaber und einem Angestellten. "Es gibt aber schon einige Betriebe, die nun keinen Gesellen mehr haben", sagte der Landesinnungsmeister.

Feuerstättenschau obliegt Bezirkschornsteinfeger

Kehren, messen und überprüfen von Heizanlagen darf nach der Neuregelung in Deutschland jeder Schornsteinfeger, unabhängig vom Einsatzort. Früher waren Schornsteinfeger in ihrer Tätigkeit an den Kehrbezirk gebunden, den ihnen die Behörden im Ergebnis einer Ausschreibung zugeteilt hatten. Doch seit 2013 haben Haus- und Wohnungseigentümer die Wahl, wem sie als Schornsteinfeger den Auftrag für Überprüfungs-, Kehr- und Messarbeiten geben. Und bei den Preisen, die sie für Leistungen zahlen, haben sie neuerdings ein Wörtchen mitzureden.

Früher lief alles über den jeweils für die Adresse zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister. Die EU hatte dies jedoch als nicht vereinbar mit der Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit angesehen und das Monopol nach vierjähriger Übergangszeit zum 1. Januar 2013 endgültig gekippt. Allerdings sind hoheitliche Maßnahmen wie die sogenannte Feuerstättenschau oder die Bauabnahme in der alleinigen Zuständigkeit der Bezirksschornsteinfegermeister geblieben.

"Wer seinen Schornsteinfeger wechseln will, der muss wissen, dass er es in Zukunft mit zwei Schornsteinfegern zu tun hat. Mit dem, der bei ihm den Schornstein kehrt, und dem Bezirksschornsteinfegermeister, der auch hoheitlich verpflichtet ist, die Feuerstätten in vorgeschriebenen Abständen anzuschauen und zu überprüfen", sagte Thomas Keindorf, Schornsteinfegermeister und Präsident der Handwerkskammer Halle.

Harte Kalkulation für freie Schornsteinfeger

"Der Kunde hat zu entscheiden, ob er in seine vier Wände denjenigen reinlässt, den er schon 20 Jahre kennt, oder einen Fremden", sagte Keindorf. Vom Aufwand her komme er nicht unbedingt besser davon. Denn der Hauseigentümer müsse dem Bezirksschornsteinfegermeister mitteilen, wer die Anlagen überprüft hat.

Der Landesinnungsverband Sachsen-Anhalt hat drei Mitgliedsinnungen - Altmark, Magdeburg und Halle. Diesen drei Innungen gehören alle Bezirksschornsteinfegermeister von Sachsen-Anhalt an. Die Anzahl der Kehrbezirke ist von den Behörden festgelegt. Allein im Süden gibt es 132 Betriebe im Schornsteinfegerhandwerk. Selbstständige Schornsteinfeger ohne Kehrbezirk gibt es laut Kiel derzeit etwa zehn in Sachsen-Anhalt. Freie Schornsteinfeger müssten indes ganz genau kalkulieren, ob sich der Aufwand für sie lohnt, in das Gebiet eines anderen Kollegen zu fahren.

Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes wurden im Jahr 2013 in Sachsen-Anhalt 21 Kehrbezirke neu ausgeschrieben. Dafür gab es 46 Bewerber und aufgrund mehrfacher Bewerbungen insgesamt 127 Bewerbungen.