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Bafin-Chefin Elke König wird 60 Jahre alt / Finanzbranche braucht Rückbesinnung auf ethische Werte Vor dieser Frau zittern Deutschlands Banker

28.01.2014, 01:25

Bonn (dpa) l Wenn es sein muss, legt sie sich mit Großbanken und Versicherungskonzernen an. Als Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ist Elke König die oberste deutsche Aufseherin für Kreditinstitute, Finanzdienstleister, Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds und den Wertpapierhandel.

Damit hat sie zur Zeit alle Hände voll zu tun, mehr als ihr lieb sein dürfte. Immer neue Vorwürfe bringen die Bankenbranche in Misskredit. Die Bafin mit König an der Spitze muss aufklären - und Abhilfe schaffen. Am heutigen 28. Januar wird die Betriebswirtin 60 Jahre alt.

Freundlich, sachlich und bestimmt - diese Attribute treffen zu auf die zierliche Frau mit der randlosen Brille. Seit Anfang 2012 führt König die Bafin. "Vor dieser Frau zittern Deutschlands Banker" urteilte "Spiegel Online" - und das ist nicht übertrieben. Denn sie kann ganze Banken dichtmachen.

"Auf der Straße kennt kaum jemand ihr Gesicht, doch ein Satz von König kann reichen, um Medien und Finanzhäuser in Aufregung zu versetzen", schrieb die "Zeit". König selbst sagt: "Bankenaufsicht ist keine Schönwettereinrichtung."

Sogar die mächtige Deutsche Bank bekam zu spüren, dass mit der - oft als "zahnloser Tiger" verspotteten - Bonner Behörde unter Königs Führung nicht zu spaßen ist. Noch vor dem Amtsantritt der Doppelspitze Anshu Jain/Jürgen Fitschen durchkreuzten die Bankenaufseher Pläne, den Jain-Vertrauten William Broeksmit zum Risikovorstand des größten deutschen Geldinstituts zu machen. Nach dem Veto aus Bonn musste die Bank einen neuen Kandidaten finden.

Beim Bafin-Neujahrsempfang in Frankfurt Mitte Januar appellierte die Behördenchefin an die Moral der Finanzbranche. Mit bloßer Regel und Gesetzestreue sei es nicht getan: "Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim." Die Manipulationsvorwürfe hätten eine Branche in Verruf gebracht, deren Ansehen ohnehin lädiert war - und die wie kaum eine andere darauf angewiesen ist, dass man ihr vertraut: "Ich glaube nicht an eine flächendeckende moralische Verrohung, aber wir brauchen eine Rückbesinnung auf gewisse ethische Werte, die offenbar in Teilen des Finanzsektors in den Boom-Zeiten aus der Mode gekommen sind."

Als die studierte Ökonomin an die Bafin-Spitze rückte, war sie kaum bekannt. Für Analysten und Kenner der Versicherungsbranche dagegen war die gebürtige Rheinländerin aus Bensberg bei Köln seit Jahren eine wichtige Gesprächspartnerin. In ihrer Zeit beim Rückversicherer Münchener Rück (1990 bis 2002) stieg König zur Leiterin von Rechnungswesen und Controlling auf, bei der Hannover Rück war sie Finanzvorstand (2002 bis 2009).

Dass König ein Faible für Zahlen hat, zeigte sich früh. "Mathematik war das Fach in der Schule, für das ich nie gelernt habe", sagte sie einmal der "Zeit". Auch ihr Promotionsthema belegt ihren Sinn für Bilanzen: Königs Dissertation zum Dr. rer. pol. an der Universität Köln (1980) beschäftigt sich mit der Rechnungslegung für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Nach Doktorarbeit und Wirtschaftsprüferexamen arbeitete sie zunächst bei KPMG (1980 bis 1990) und wurde Partnerin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

In der Finanzbranche wird Königs Sachkenntnis geschätzt.Weggefährten charakterisieren sie als Arbeitstier. Sie selbst spricht nicht so gern darüber, wie viel Zeit sie im Büro verbringt. Allerdings gibt die Opernliebhaberin zu, dass sie manchmal Konzertkarten kurzfristig weitergeben muss - denn die Musik spielt für eine Bafin-Chefin häufig woanders.