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RWE Oligarch kauft sich in deutsche Erdgasförderung ein

Verglichen mit dem riesigen russischen Rohstoffsektor ist die Förderfirma RWE Dea ein kleiner Fisch. Mit dem Verkauf erhält jedoch ein russischer Oligarch Einfluss auf einen Teil der deutschen Gasförderung.

18.03.2014, 01:21

Hamburg/Essen (dpa) l Ein gutes Jahr hat der RWE-Konzern gebraucht, um seine Öl- und Gasfördertochter RWE Dea in Hamburg zu verkaufen. Den Zuschlag bekommen hat der russische Oligarch Michail Fridman. Das Vermögen des angeblich zweitreichsten Russen wird auf bis zu 15 Milliarden Dollar taxiert. Seine Holding LetterOne in Luxemburg verfügt nach eigenen Angaben über Mittel von rund 15,6 Milliarden Dollar (11,2 Milliarden Euro), die in Energiegeschäfte und Telekommunikation investiert werden sollen.

Mit fünf Millionen Euro an der Konkurrenz vorbei

So konnte Fridman mit seinen Partnern für die RWE-Tochter mehr als fünf Milliarden Euro auf den Tisch legen und alle Konkurrenten ausstechen. "Es ging beim Verkauf von RWE Dea vor allem um den Preis", meint der Energieexperte Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst EID. "RWE braucht nichts so dringend wie Geld." Und Fridman hat Geld.

Dafür trennt sich der Essener Konzern von einer zuverlässigen Ertragsquelle. Ungefähr ein Viertel des Umsatzes von rund zwei Milliarden Euro bleibt bei RWE Dea als Gewinn hängen und fließt in die Kassen von RWE. Doch mit dem Verkauf entlastet sich der Konzern, der für das vergangene Jahr erstmals einen Verlust ausweisen musste, auf der Schuldenseite. Fridman erhält damit nicht nur Zugriff auf Förderrechte, Lizenzen und Partnerschaften in mehreren Ländern Europas und Nordafrikas, in Turkmenistan und der Karibik, sondern auch auf die deutschen Energieressourcen.

RWE Dea fördert einen beträchtlichen Teil des heimischen Öls und vor allem Gas. Einheimisches Öl, das vor allem von der Plattform Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer kommt, spielt für die Versorgung Deutschlands aber nur eine geringe Rolle.

Anders sieht es beim Gas aus, das durch die Krim-Krise ohnehin in den Blickpunkt geraten ist. Deutschland ist stark abhängig von russischen Lieferungen, versorgt sich jedoch immerhin zu zwölf Prozent selbst.

An der Förderung dort hat RWE Dea einen Anteil von 16 Prozent und ist damit die Nummer zwei unter den deutschen Gasförderern. Außerdem betreibt es große Gasspeicher.

Die Bundesregierung erklärte zu dem Verkauf von RWE Dea umgehend, dass keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Deutschland zu erwarten seien.