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Energiewirtschaft Warmer Winter, schlechtes Geschäft

Ein Winter ohne Schneeschippen und mit T-Shirt-Wetter schon im März: Was
die Verbraucher jubeln ließ und viele Kommunen freute, kostet die
Energiewirtschaft und die Salzproduzenten bares Geld.

21.03.2014, 01:16

Düsseldorf/Frankfurt (dpa) l Köln und Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart - in vielen deutschen Großstädten mussten die Menschen in diesem Winter erstmals seit vielen Jahren kaum oder gar nicht Schnee schippen. Die Meteorologen registrierten den viertwärmsten Winter seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1881, ungewöhnlich viel Sonnenschein und weit überdurchschnittliche Temperaturen.

Bis zu 200 Euro gespart

Viele Haushalte sparen dadurch aufs Jahr gerechnet 100 Euro und mehr an Heizkosten, und die Kommunen freuen sich über deutlich geringere Ausgaben für Streusalz. Die Industrie verzeichnet dagegen im Rückblick auf den Winter Erlösrückgänge. Am Donnerstag - astronomisch korrekt um 17.57 Uhr - begann der Frühling.

Der Winter war um 2,3 Grad wärmer als im Schnitt von 1981-2010, wie der Deutsche Wetterdienst vorrechnet. Das entspricht laut der auf Energiefragen spezialisierten Verbraucherzentrale NRW einer wetterbedingten Einsparung an Heizkosten von 11 Prozent. Dazu kamen die deutlich gefallenen Preise für Heizöl und Erdgas. Sie waren unter anderem wegen des Schiefergasbooms in den USA stark gefallen.

Die Verbraucherzentrale berechnete für einen 80-Quadratmeter-Haushalt mit drei Personen und Gasheizung rund 110 Euro Ersparnis, bei Öl sogar rund 200 Euro.

Die Auswirkungen sind in den Büchern der großen Versorger spürbar. Ein RWE-Sprecher schätzt den Rückgang des Gasabsatzes in der Heizperiode seit Anfang Oktober auf zehn Prozent. Die rund 500000 RWE-Gaskunden sparten damit deutlich beim Gas: "Der milde Winter wird sich für die Kunden auszahlen", sagte ein Sprecher. Gleichzeitig gingen die Erlöse des Unternehmens zurück - vor allem im Vergleich zum Vorjahreswinter 2012/13, der scharfen Frost und winterliche Witterung bis in den April gebracht hatte.

Ähnlich sieht es eine Sprecherin des Vertriebs von Eon. Sie rechnet bei einem typischen Einfamilienhaus mit Erdgasheizung und rund 20000 Kilowattstunden Verbrauch von Oktober bis heute eine Einsparung von rund 11 Prozent im Vergleich zum Mittel der letzten zehn Jahre. "Eine dreiköpfige Familie hat wegen der milden Witterung rund 150 Euro an Heizkosten gespart", erklärt Uwe Kolks, Geschäftsführer bei Eon Energie Deutschland. Für das Unternehmen bedeutet das Umsatzrückgänge. Weder RWE noch Eon wollen die aber genau beziffern.

Streusalz blieb im Lager

"Deutliche" Einbußen im europäischen Geschäft sieht auch ein Sprecher des großen Streusalzherstellers K+S (Kassel). Für diesen Winter lägen noch keine kompletten Zahlen vor, aber der Absatz sei auf jeden Fall spürbar zurückgegangen.

Das Geschäft mit Streusalz ist hoch volatil. Nach Angaben des Verbandes der Kali- und Salzindustrie liegt der durchschnittliche Absatz in Deutschland bei 2,3 Millionen Tonnen. In harten Wintern würden aber auch 4 Millionen Tonnen erreicht und in milden Jahren könne der Absatz auf 1 Million Tonnen abstürzen. In NRW beispielsweise reduzierten sich die Kosten für den Winterdienst bis Ende Februar auf 6,4 Millionen Euro und damit auf ein Viertel der sonst üblichen Ausgaben, wie der zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW mitteilte.