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Sachsen-Anhalts Unternehmen verzeichnen Export-Einbußen Firmen leiden unter Ukraine-Krise

Der Konflikt in der Ukraine und der Handelskrieg mit Russland wirken sich auf die Geschäfte der Firmen in Sachsen-Anhalt aus. Einbußen verzeichnen vor allem der Maschinen- und Anlagenbau. Bei FAM Magdeburg droht Beschäftigten Kurzarbeit.

09.08.2014, 01:20

Magdeburg l Die Ukraine-Krise bringt die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt spürbar in Turbulenzen. Der Förderanlagen- und Baumaschinenhersteller FAM muss in der Ukraine ein Hafenprojekt im Wert von 100 Millionen Euro vorerst auf Eis legen. "Der Krieg im Land hat das Projekt in der Nähe von Odessa gestoppt", erklärte FAM-Geschäftsführer Lutz Petermann am Freitag auf Volksstimme-Anfrage.

Für das Magdeburger Unternehmen mit fast 2000 Beschäftigten ist das ein schwerer Schlag, der Auftrag macht mehr als 30 Prozent vom Gesamtumsatz aus, der bei rund 300 Millionen Euro liegt. "Ich hoffe, dass wir das Hafen-Projekt nächstes oder übernächstes Jahr weiterführen können - dafür müsste allerdings Frieden in der Region einkehren", so Petermann weiter.

Die Investoren, die FAM beauftragt hatten, sitzen in der schwer umkämpften Stadt Donezk in der Ostukraine. Da es angesichts der andauernden Kämpfe im Land vorerst nicht mit dem Hafen-Projekt bei Odessa weitergehen kann, droht Teilen der FAM-Belegschaft Kurzarbeit. "Viele Beschäftigte haben wir schon auf andere Projekte umverteilt, aber trotzdem geht manchen Gewerken die Arbeit langsam aus", erklärte Petermann. "Wir müssen über Kurzarbeit nachdenken."

Ausfuhren nach Russland bereits zurückgegangen

FAM ist nicht das einzige Unternehmen, das die Krise im Osten zu spüren bekommt. Vor allem der mit dem Ukraine-Konflikt einhergehende Handelskrieg zwischen der EU und Russland wirkt sich immer stärker aus. Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg (IHK) warnt vor einer großen Verunsicherung, die mittlerweile in der Wirtschaft herrsche. "Unternehmen können kaum noch Russland-Geschäfte generieren, weil die russischen Partner damit rechnen müssen, dass beispielsweise Maschinen und Anlagen nicht mehr geliefert werden dürfen", erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März am Freitag. "Der Konflikt, der auch traditionelle Lieferbeziehungen gefährdet, darf nicht auf dem Rücken unserer Betriebe ausgetragen werden", forderte März.

Um seine Millionen-Aufträge bangt auch Gerhard Krossing, Geschäftsführer der Magdeburger Vakoma GmbH. "Wir liefern Antriebe für Zementöfen und Mühlen nach Russland, aber auch Turbokompressoren für Ölraffinerien", berichtet Krossing. Noch seien seine Güter auf keiner Sanktionsliste, dennoch fürchtet er um Aufträge: "Sanktioniert wurden durch die EU ja bereits die russischen Banken. Das könnte dazu führen, dass unsere russischen Kunden uns keine Aufträge mehr erteilen, weil sie die schlicht nicht mehr finanzieren können."

40 Mitarbeiter sind bei Vakoma beschäftigt, das Unternehmen macht in der Regel jährliche Umsätze zwischen sechs und zehn Millionen Euro. Krossing fürchtet nicht nur, dass ihm kurzfristig Aufträge verloren gehen, er sorgt sich um langfristige Folgen, die Sanktionen mit sich bringen: "Der russische Markt ist umkämpft - da werden sich asiatische Wettbeweber freuen, wenn wir nicht mehr liefern können."

Nach Zahlen der IHK sind Importe wie Exporte bereits rückläufig: Von Januar bis April 2014 gingen die Ausfuhren nach Russland in den Bereichen Maschinen, Anlagen und chemische Produkte von insgesamt 138 Millionen Euro auf 120 Millionen Euro zurück.

Unmittelbar von Sanktionen betroffen ist auch Sachsen-Anhalts Lebensmittelbranche, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin ein Import-Verbot unter anderem für Fleisch und Wurstwaren erlassen hat. In 2013 wurden in diesem Bereich Waren im Wert von 11 Millionen Euro aus Sachsen-Anhalt nach Russland exportiert (siehe Grafik).

Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) gab sich am Freitag dennoch gelassen. "Die Ausfuhren nach Russland und in die Ukraine machen nur 2,9 beziehungsweise 0,8 Prozent am gesamten Export aus", sagte Möllring. "Russland muss aufpassen, dass es sich nicht selbst schädigt." Der Minister räumte allerdings ein, dass einzelne Unternehmen stark von der Krise im Osten betroffen sein können, wenn sie sich auf die Märkte spezialisiert haben. "Hier wäre dann der Bund gefragt, wenn es um finanzielle Hilfen für die Unternehmen geht."