1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. In Sachsen-Anhalt fehlen altersgerechte Wohnungen

Wohnungsnot In Sachsen-Anhalt fehlen altersgerechte Wohnungen

In Sachsen-Anhalt wohnen immer mehr ältere Menschen. Doch es existieren nicht genug Wohnungen, die den Bedürfnissen der Senioren entsprechen.

26.08.2014, 01:15

Magdeburg l Barrierefreier Hauseingang, Fahrstuhl, ein Bad, das problemlos mit einem Rollstuhl zu benutzen ist - all das gehört für Menschen zum komfortablen Wohnen im Alter dazu. In Sachsen-Anhalt sind diese Mietobjekte aber schwer zu finden: Nur etwa zehn Prozent der 350.000 Wohnungen der kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt seien altersgerecht saniert worden, sagt Ronald Meißner, Vorsitzender des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften.

Mit einem Durchschnittsalter von 46,2 Jahren hat Sachsen-Anhalt schon heutzutage die älteste Bevölkerung in Deutschland, wo der Durchschnitt bei 43,3 Jahren liegt. Bis 2030 wird die Hälfte der Einwohner in Sachsen-Anhalt älter als 54,8 Jahre sein, hat die Bertelsmann-Stiftung berechnet. "Die Menschen wollen in ihrer eigenen Wohnung alt werden", sagt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmer, Axel Gedaschko. Die Bewältigung des demografischen Wandels sei für die Wohnungsunternehmen eine gewaltige Herausforderung.

50 Milliarden Euro für altersgerechten Umbau?

"Bis zum Jahr 2020 benötigen wir in Deutschland etwa drei Millionen altersgerechte Wohnungen", so Gedaschko. Dieses, von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, werde verfehlt, erklärt der 54-Jährige. Derzeit gebe es nur 500.000 seniorengerechte Wohnungen in Deutschland. In den kommenden Jahren werden deutlich mehr Mittel für den altersgerechten Umbau benötigt. Gedaschko fordert von Bund und Ländern ein stärkeres Engagement. Im derzeitigen Bundeshaushalt sind dafür nur zehn Millionen Euro im Jahr vorgesehen.

Für Gedaschko zu wenig. Er schätzt den Investitionsbedarf für den altersgerechten Umbau von Wohnungen bis zum Jahr 2020 auf 50 Milliarden Euro. Kosten, an denen sich auch die Kranken- und Pflegekassen stärker beteiligen sollten, so der Verbandspräsident.

Beim Umbau einer Wohnung werden im Schnitt insgesamt 16840 Euro investiert, hat die Förderbank KfW ermittelt. Doch viele Rentner können sich den altersgerechten Umbau ihrer Wohnung nicht leisten. Bund und Länder haben in den vergangen Jahren dazu viele Förderprogramme aufgelegt. Bauherren wird dabei im Zuge eines Wohnungsbaukreditprogramms ein zinsvergünstigtes Darlehen gewährt. Wer pflegebedürftig ist, kann für den Umbau seiner Wohnung auch Geld von der Pflegekasse erhalten. Auch die Wohnungsgenossenschaften in Sachsen-Anhalt würden ihre Mieter beim altersgerechten Umbau unterstützen, so Roland Meißner.

Umbau entlastet staatliches Sozialsystem

Der Umbau von Wohnungen kann auch für die Volkswirtschaft von Bedeutung sein: Durch weniger Umzüge in Pflegeheime würden das staatliche Sozialsystem im besten Fall um rund drei Milliarden Euro entlastet. Das haben Forscher des Bundesamtes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) errechnet.

"Im Zuge des demografischen Wandels und der absehbaren deutlichen Zunahme der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahrzehnten werden die Entlastungspotenziale durch altersgerechten Umbau noch weiter ansteigen, heißt es in der BBSR-Studie "Altersgerecht umbauen". Die staatliche Pflegeversicherung würde im Jahr 2030 mit 3,5 Milliarden Euro entlastet. Die privaten Haushalte könnten drei Milliarden Euro sparen, der Staat rund eine Milliarde Euro. Das gesamte Einsparpotenzial könnte 7,5 Milliarden Euro erreichen, so die Untersuchung.