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Tarifstreit bei der Bahn Nur ein Vorgeschmack auf noch mehr Streiks

Ein Warnstreik bei der Bahn hat am Montagabend Tausende Berufspendler und Fernreisende auch in Sachsen-Anhalt getroffen. Und die Lokführergewerkschaft droht schon mit weiteren Aktionen. Auch Flugpassagiere könnten bald wieder von Arbeitsniederlegungen betroffen sein.

02.09.2014, 01:30

Frankfurt/Leipzig/Berlin (dpa) l Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte am Montag ein neues Tarifangebot der Bahn abgelehnt und ihre Mitglieder zu einem bundesweiten dreistündigen Warnstreik im Personen- und Güterverkehr aufgerufen. GDL-Sprecher Stefan Musiol sprach in Frankfurt von erheblichen Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Neben Lokführern waren auch Zugbegleiter und Lokrangierführer zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

In Sachsen-Anhalt und Sachsen war neben dem Fern- und Güterverkehr auch die S-Bahn Mitteldeutschland vom Stau betroffen. Die sechs Linien werden täglich von etwa 48000 Reisenden genutzt.

Im Berliner Hauptbahnhof verteilten Streikposten Flugblätter. Vom Warnstreik Betroffene könnten sich ihre Fahrscheine kostenlos erstatten lassen, hieß es in einer Mitteilung der Bahn. Auch S-Bahnzüge erreichten nur noch vereinzelt den Berliner Hauptbahnhof. Auch hier wies die Bahn auf ihren Anzeigetafeln auf streikbedingte Ausfälle hin. Auch bei der S-Bahn in Hamburg und Leipzig gab es Aufrufe zum Warnstreik. In Hannover bildeten sich längere Menschenschlangen vor den Informationsschaltern.

Die Lokführergewerkschaft will dem ersten Warnstreik ein oder zwei weitere folgen lassen, wenn die Bahn kein Angebot für kürzere Arbeitszeiten für das gesamte Zugpersonal vorlege. Das kündigte GDL-Chef Claus Weselsky zum Streikauftakt in Berlinan. Der nächste Schritt wäre dann eine Urabstimmung "über längerfristige Maßnahmen". Weselsky betonte, "ich sehe im Augenblick keine Geschäftsgrundlage für weitere Verhandlungen." Beim letzten großen Streik bei der Deutschen Bahn im Jahr 2007 waren Lokführer auf dem Höhepunkt des Arbeitskampfes 62 Stunden am Stück in den Ausstand getreten.

Die Bahn müsse endlich anerkennen, dass die GDL rund 51 Prozent der 37 000 Beschäftigten des Zugpersonals vertrete, während die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nur einen Organisationsgrad von 21 Prozent habe, sagte Weselsky.

Die Bahn will erst über tarifliche Verbesserungen verhandeln, wenn die beiden rivalisierenden Gewerkschaften kooperieren. Die bundeseigene Deutsche Bahn hatte der GDL am Morgen ein neues Tarifangebot vorgelegt. Darin bietet die Bahn den Lokführern ein Lohnplus von 1,9 Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit an. Die Bahn wies den Gewerkschaftsvorwurf zurück, er blockiere die Tarifverhandlungen.

Auch im Tarifkonflikt bei der Lufthansa müssen Reisende weiter mit Streiks rechnen. Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg bekräftigte allerdings am Montag, es werde keine zeitgleichen Streiks von Piloten und Lokführern geben.