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Geldanlage Unabhängige Finanzberater sind neutral, aber kaum gefragt

Unabhängige Geldanlage-Berater, die gegen Honorar arbeiten statt
Provisionen zu kassieren, sind eine Rarität. Das Nischendasein wollte
die Politik per Gesetz beenden. Eine erste Bilanz fällt ernüchternd aus.

Von André Stahl 02.01.2015, 01:29

Berlin (dpa) l Die Idee ist simpel und das Ziel klar: Verbraucher sollen bei Geldanlagen stärker auf unabhängige Berater setzen können, die - losgelöst von Produkt- und Provisionsinteressen - mit Kunden ein Honorar vereinbaren. Eine Alternative zum verbreiteten Provisionsmodell, bei dem Vermittler vom Verkauf von Finanzanlagen profitieren und nicht immer die passenden Produkte veräußern.

Um einer fairen Finanzberatung gegen ein fest vereinbartes Entgelt zum Durchbruch zu verhelfen, wurde das Honoraranlageberatungsgesetz auf den Weg gebracht. Es trat zum 1. August 2014 in Kraft - die erhoffte Trendwende aber blieb bisher aus. Die Zulassungszahlen sind mehr als bescheiden. Bei der Finanzaufsicht Bafin sind gerade einmal 14 Honorar-Anlageberater registriert, beim Vermittlerregister des DIHK waren Ende September nur 45 Honorar-Finanzanlageberater gemeldet.

Zum Vergleich: Bis 30. September 2014 waren nach Erhebungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gut 241000 Versicherungsvermittler registriert, mehr als 41217 Berater hatten eine Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler nach der Gewerbeordnung. Die Honorarberatung fristet also weiter ein Nischendasein. Und das bei zweigeteilter Aufsicht: Einmal nach dem Kreditwesengesetz durch die Bafin und nach der Gewerbeordnung durch Gewerbeämter.

Für Verbraucherschützer ist die Sache klar: "Das Gesetz ist schlecht", sagt Dorothea Mohn. Als einen Grund nennt die Finanzexpertin die Begrenzung auf wenige Produkte. So sei nur die Beratung zu Wertpapieren und Vermögensanlagen geregelt. Andere Kapitalanlagen wie Versicherungen oder Spareinlagen seien ausgenommen.

Entsprechend ernüchternd fällt eine Studie des Private Finance Institutes der EBS Business School aus. Danach kann von den mehr als 1000 befragten Verbrauchern mehr als Hälfte mit dem Thema nichts anfangen. Ganze 2,5 Prozent der Befragten hätten bisher ein Honorarberatungsangebot genutzt.

Die Branche ist dennoch optimistisch. "Deutschland wird noch fünf bis sechs Jahre brauchen, dann hat sich die Honorarberatung hierzulande etabliert", sagt Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands deutscher Honorarberater. Der Glaube an die Provisionsberatung sei trotz aller Skandale zwar ungebrochen. "Dennoch ist der Trend nicht aufzuhalten", gibt sich Schmidt optimistisch. Dafür würden neue Vorgaben der EU sorgen.