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Umsatzrückgänge Lange Gesichter im Textilhandel

09.01.2015, 01:09

Düsseldorf (dpa) l "Sale", "Bis zu 70 Prozent reduziert", "Schlussverkauf": Wer in diesen Tagen in die Innenstädte geht, wird geradezu erschlagen von den roten und neon-orangen Rabattversprechen, mit denen der Handel die Kunden in die Textilgeschäfte locken will. Viele Händler stehen unter Druck. Denn das Geschäftsjahr 2014 sorgte bei zahlreichen Boutiquen und Fachgeschäften für lange Gesichter.

Als erster große Textilhändler berichtete am Donnerstag Karstadt von einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft mit Umsatzrückgängen von sechs Prozent. Doch die angeschlagene Warenhauskette ist nicht das einzige Unternehmen, das unter mangelnder Kauflust der Konsumenten - speziell bei Textilien - leidet. Die Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" malt die Situation der gesamten Branche in düsteren Farben.

Warme Wintersachen stapeln sich in Geschäften
Die Umsätze seien 2014 zum dritten Mal in Folge geschrumpft, berichtet das Fachblatt unter Berufung auf seine wöchentlichen Umfragen unter Modeanbietern. Die Herbstsaison sei "eine der schlechtesten seit langem" gewesen. Auch der Bundesverband des Textil- einzelhandels (BTE) urteilt: "Es war kein gutes Jahr." Das viel zu warme Wetter der vergangenen Monate habe dazu geführt, dass sich in vielen Geschäften nach wie vor warme Wintersachen stapelten.

Für Bernd Lochschmidt von der Gesellschaft für Kommunikationsforschung ist das Wetter allerdings nur einer der Gründe für die Kaufzurückhaltung. Wesentlich ist für ihn auch ein zweiter Punkt: "Der modische Impuls fehlt." Er gibt gleich ein Beispiel. Seit fünf Jahren hingen jetzt in jedem Winter Daunenjacken in den Geschäften. "Immer wieder Daunenjacken. Es kommt nichts Neues." Auch Experte Peter Frank von der Handelsberatung BBE ist überzeugt, dass die Branche ein viel grundsätzlicheres Problem hat als die Wetterkapriolen. "Bekleidung hat an Stellenwert verloren."

Unter der Kaufzurückhaltung leidet vor allem der mittelständische Fachhandel, Boutiquen und Fachgeschäfte. Die großen Ketten wie H&M oder Primark wachsen dagegen. Auch der Online-Handel setzt seinen Siegeszug bislang fort - wenn auch vielleicht etwas langsamer als früher. Ob 2015 ein besseres Jahr für den Textilhandel wird, ist ungewiss.