Wintersportstars tragen Hörsysteme aus dem Harz Dunkel macht den Ton

Mit Technik aus Sachsen-Anhalt zu Gold: 190 Athleten, Trainer und
Betreuer des Deutschen Skiverbandes tragen bei Wettkämpfen Hörsysteme
eines Hörakustikers aus Wernigerode. Christoph Dunkel ist der Mann, der
bei den Wintersportlern für den richtigen Ton sorgt.

04.02.2015, 01:25

Wernigerode l Christoph Dunkel schaut gerne Fernsehen. Vor allem Wintersport. Einmal - das war vor 13 Jahren - sah er eine Skisprung-Übertragung. Der damalige Bundestrainer Reinhard Heß griff sich in nahezu jeder Einstellung an sein Ohr, um sich seine schlecht sitzendenden Ohrhörer zu richten, erinnert sich Dunkel heute. Nach der Übertragung setzte sich der Hörakustikmeister aus dem Harz an seinen Schreibtisch und schrieb einen Brief. An Bundestrainer Heß. Darin erklärte Dunkel, dass er dem Skisprungtrainer passgenau ein Headset für seine Ohren anfertigen könne. Dann müsse er nicht mehr ständig richten und könne sich ganz auf die Kommunikation mit seinem Team konzentrieren.

Bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City hatte Heß dann seine Ohrhörer. Die hatte Christoph Dunkel vorher mittels eines Ohrabdrucks aus Silikon passgenau gefertigt. Mittlerweile tragen 190 Wintersportler, Trainer und Betreuer des Deutschen Skiverbandes (DSV) die individuellen Ohrstöpsel aus dem Harz. Seit 2010 hat Dunkel einen Ausrüstervertrag mit dem DSV. Erst vor wenigen Tagen wurde der Kontrakt bis 2018 verlängert.

Der Harzer kommt den Wintersportstars ganz nah. Bei der jährlich stattfindenden Einkleidung presst Christoph Dunkel den Athleten Silikon in die Ohrmuschel. So nimmt er den Abdruck und stellt hinterher die gewünschten Geräte her.

Dunkel fertigt neben den Ohrhörern weitere Hörsysteme. Die ehemalige Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch trug einen Gehörschutz, um vor den Wettkämpfen besser schlafen zu können. Biathlet Erik Lesser hat während der Rennen einen Knallschutz im Ohr. Bis zu 1400 Euro kostet das Gerät.

Lesser hilft die Technik aus Sachsen-Anhalt bei der Konzentration. Am Schießstand werden Umgebungsgeräusche durch andere Schützen gedämpft. Auch der Mündungsknall der Waffe ist kaum zu hören. Millisekunden später ist das Einschlagen der Munition aber wieder deutlich zu vernehmen. Auch die Stimmung auf den Tribünen kann Lesser wahrnehmen. Wie das funktioniert?

"Intelligente Technik", sagt Christoph Dunkel. "In dem kleinen Gerät steckt ein Chip. Der wird so programmiert, dass nur bestimmte Geräusche zu hören sind", erklärt der 36-Jährige. 15 Mitarbeiter arbeiten in seinen fünf Hörakustik- und Augenoptik-Filialen im Harz.

Service und Wartung bietet Dunkel seinen prominenten Kunden meist per Telefon an. "Wir haben bestimmt jede Woche einen Anruf von einem Athleten. In den meisten Fällen können wir per Ferndiagnose helfen. Besonders stressig ist es vor Olympia. Da muss die Technik einfach perfekt funktionieren", sagt Dunkel.

Sportstars heiß auf Harzer Technik

Seine Produkte haben sich unter den Sportlern mittlerweile herumgesprochen. SC-Magdeburg-Ruderer Marcel Hacker nutzt die Technik während des Trainings, um mit seinen Betreuern zu kommunizieren. Auch die Herren-Ski-Mannschaft der USA um Superstar Bode Miller und die russische Biathlon-Nationalmannschaft sind Kunden von Christoph Dunkel. Das Handwerk des Wenigeröders ermöglicht den Teams eine perfekte Kommunikation. Ein kleiner Anteil an den Medaillen geht somit auch immer nach Sachsen-Anhalt.