Berufseinstieg Mit Coach in die Ausbildung

Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu finden. In Sachsen-Anhalt gibt es aber auch Jugendliche, die wegen schlechter Schulbildung oder sozialer Probleme keine Lehrstelle erhalten. Das Land will sie nun verstärkt fördern, um das Nachwuchsproblem zu lindern.

05.03.2015, 01:17

Magdeburg l Madita Fischer wollte eigentlich Erzieherin werden. Doch vor vier Jahren - sie machte gerade ihren Hauptschulabschluss - ist sie schwanger geworden. Einen Ausbildungsplatz suchte sie in der Folge vergebens, bis sie von der "Assistierten Ausbildung" hörte. Sozialarbeiter von freien Trägern oder Wohlfahrtsverbänden unterstützen hierbei im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und betreuen sie auch während der Lehre.

Für die 22-Jährige ein Glücksfall, im Betrieb von Roland Unzeitig in Magdeburg lernt sie nun den Beruf der Zahntechnikerin. "Die handwerkliche Arbeit am Zahnersatz macht mir viel Spaß, anstrengend ist aber die Theorie, die ich lernen muss", erzählt sie. Roland Unzeitig gibt ihr die Chance gerne. "Es ist für Handwerksbetriebe heute schwierig, junge Leute zu werben", erzählt er. Sollte Fischer die Prüfungen schaffen, würde er sie auch gerne übernehmen.

Unterstützung erhält die Auszubildende von Sigrun Grieser vom Internationalen Bund (IB). Zusammen mit einer weiteren Kollegin betreut die Sozialpädagogin derzeit 24 junge Auszubildende in Magdeburg. "Wir stehen den jungen Leuten bei ihren Problemen zur Seite", erzählt die 52-Jährige. "Alleinerziehenden vermitteln wir Kita-Plätze, gehen mit den jungen Leuten auch zu Behörden." Immer wieder komme es vor, dass junge Leute Schulden anhäufen und dann zur Schuldnerberatung müssten. Andere wiederum hätten Drogenprobleme. Nicht zuletzt gehe es auch darum, bei Problemen zwischen dem Arbeitgeber und dem Lehrling zu vermitteln.

Die "Assistierte Ausbildung" ist noch in der Erprobungsphase. Derzeit gibt es landesweit neun Modellprojekte mit 240 Jugendlichen. Ab 2016 soll das Programm flächendeckend angeboten werden, das Arbeitsministerium in Sachsen-Anhalt will hierfür zehn Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) investieren. "Es geht darum, dass wir junge Leute, die eine geringere Vorbildung oder soziale Probleme haben, nicht dauerhaft für den Arbeitsmarkt verlieren", erklärt Arbeitsminister Norbert Bischoff (SPD). Die "Assistierte Ausbildung" soll speziell unter 25-Jährigen eine Chance bieten, neben Alleinerziehenden und jungen Eltern sollen auch Jugendliche mit Migrationshintergrund mitmachen.

Der Bedarf ist groß. Allein rund 1500 Schüler in Sachsen-Anhalt brechen jedes Jahr die Schule ab. Hinzu kommen diejenigen, die eine Ausbildung anfangen und dann aber nicht beenden. Die Abbruchquote liegt derzeit bei 31,9 Prozent.

Das Begleitungs-Prinzip der "Assistierten Ausbildung" ist nicht ganz neu. Bereits seit 2012 unterstützt das Land junge langzeitarbeitslose Eltern mit Integrations-Trainern. Auch sie werden schrittweise an die Arbeitswelt herangeführt, um wieder in einem Betrieb fußfassen zu können. 48 Coaches haben bislang rund 3000 Familien mit 4500 Kindern betreut, auch das Programm soll bis 2020 fortgesetzt werden. Kosten: 32 Millionen Euro, finanziert über den ESF. "Anders als in den vergangenen Jahren haben Arbeitslose wieder echte Chancen auf einen Job", betont Bischoff. Der Arbeitsmarkt biete wieder Perspektiven, so dass sich Engagement lohne. Madita Fischer ist dafür ein gutes Beispiel. Wenn nichts schief geht, ist sie in drei Jahren Zahntechnikerin.