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Produktion läuft weiter Kettcar-Hersteller Kettler meldet Insolvenz an

Der traditionsreiche Sportgerätehersteller aus dem sauerländischen Ense steckt in Schwierigkeiten. Die Produktion läuft aber weiter.

04.06.2015, 01:24

Ense (dpa) l Als Kinder zu Weihnachten noch kein neues iPhone wollten, stand es ganz oben auf der Wunschliste vieler Jungen und mancher Mädchen: Das Kettcar. Michael Schumacher drehte damit ebenso seine ersten Runden wie Heinz-Harald Frentzen und Millionen andere Kinder. Sogar einen eigenen Eintrag im Duden bekam das Tretauto.

Doch jetzt - nach 15 Millionen verkauften Exemplaren - musste der Hersteller Kettler Insolvenz anmelden. Damit ist ein weiteres Traditionsunternehmen, das die Kindheitserinnerungen von Millionen Bundesbürgern prägte, in Schwierigkeiten geraten. So wie vorher schon der Modelleisenbahnbauer Märklin und der Hersteller der Carrera-Autorennbahnen.

Natürlich ist Kettler mehr als nur der Hersteller von Deutschlands bekanntestem Tretauto. Firmengründer Heinz Kettler baute das Unternehmen aus dem sauerländischen Ense nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der führenden Hersteller von Sportgeräten, Fahrrädern und Gartenmöbeln aus. Mit dem weltweit ersten Aluminium-Bike habe Kettler 1977 die Fahrradwelt revolutioniert, heißt es selbstbewusst auf der Unternehmens-Homepage. Der Hometrainer "Golf" war in den 1980er Jahren eines der beliebtesten Fitnessgeräte Europas. Auch beim aktuellen Trend zum E-Bike war das Unternehmen vorne mit dabei. Bei einem ADAC-Test von Fahrrädern mit Elektroantrieb gehörte ein Kettler-Modell 2013 zu den Testsiegern.

Zuletzt gab es immer wieder Meldungen über wirtschaftliche Probleme. Das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" berichtete schon im April von einer "existenzbedrohenden Krise". In dieser Woche zog Kettler die Notbremse und meldete Insolvenz an. Ziel sei es, den Sport- und Freizeitartikel-Hersteller mit Hilfe eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung neu auszurichten, betonte eine Firmensprecherin am Mittwoch. Das operative Geschäft laufe uneingeschränkt weiter. Das Familienunternehmen beschäftigt allein in Deutschland rund 1100 Mitarbeiter.