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Niedriglohnsektor in Deutschland Jobchancen für Langzeitarbeitslose deutlich gesunken

12.06.2015, 01:21

Berlin (epd) l Von der insgesamt guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland profitiert nach der Beobachtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes nur ein Teil der Beschäftigten. Der Niedriglohnsektor weite sich aus, die Jobchancen für Langzeitarbeitslose hätten sich sogar "enorm verschlechtert", sagte das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Viele Arbeitslose sind davon bedroht, dauerhaft abgehängt zu werden."

Den Vorwurf, der gesetzliche Mindestlohn habe zu einem Abbau von Minijobs geführt, lässt Buntenbach nicht gelten. "Vielmehr wächst in den Branchen mit vielen Minijobbern die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze deutlich und über Durchschnitt. Mit der Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro lohnt sich offenbar so mancher Minijob für viele Arbeitgeber nicht mehr. Dies ist eine sehr zu begrüßende Entwicklung", sagte die Gewerkschafterin.

Buntenbach beklagte, dass Deutschland den größten Niedriglohnsektor aller westlichen Industriestaaten habe. "Ein Fünftel der Arbeitnehmer ist nicht zu auskömmlichen Bedingungen beschäftigt." Dies sei vor allem in Branchen der Fall, die kaum gewerkschaftlich organisiert seien. Deshalb gingen die Gewerkschaften verstärkt auf Leiharbeitskräfte zu, um mit ihnen die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagte Buntenbach. Die Deregulierung des Arbeitsrechts und die Hartz-IV-Gesetze hätten den Druck auf Arbeitslose und auf Arbeitnehmer erhöht. Buntenbach: "Die Angst vor dem Absturz ins Hartz-IV-System macht gefügig."

Befristete Arbeitsverträge reduzieren

Der DGB fordert deshalb stärkere Arbeitnehmerrechte, der gesetzliche Mindestlohn sei hier "ein erster Schritt". Buntenbach erklärte: "Wir wollen die Befristung von Arbeitsverhältnissen ohne sachlichen Grund abschaffen." Es sei nicht akzeptabel, dass jungen Berufseinsteigern oft nur befristete Jobs oder Praktika angeboten würden. "Die frühzeitige Bindung junger Fachkräfte an ein Unternehmen wird so sicherlich nicht erreicht", hält Buntenbach den Arbeitgebern vor.

Um die Jobchancen von Langzeitarbeitslosen zu verbessern, müssten die Eingliederungsmittel der Jobcenter erhöht werden. Sie seien in den letzten Jahren um 40 Prozent gekürzt worden. Mit diesem Geld seien Löcher im Bundeshaushalt gestopft worden. "Das ist absolut inakzeptabel, die Eingliederung der Langzeitarbeitslosen muss Vorrang haben", forderte Buntenbach.