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Rallye für Elektroautos in Magdeburg Massentanken an der Steckdose

Mit Elektroautos kann man weit kommen - das will eine Rallye zeigen, die
quer durch Europa führt und am Montag Halt in Magdeburg machte. Das
Bundesverkehrsministerium legt indes Förderungen nach, um dem stockenden
Ausbau der Elektromobilität Schwung zu verleihen.

Von Elisa Sowieja 16.06.2015, 03:10

Magdeburg/Berlin l An Magdeburg hätten Herbert Hämmerle und Gerald Swoboda auch locker vorbeifahren können. Mit ihrem Elektroauto, einem umgebauten VW Caddy, sind sie am Morgen in Berlin gestartet. 170 Kilometer schafften sie in einem Rutsch, 100 weitere wären drin gewesen. "Und das, wenn man flott auf der Autobahn fährt; auf der Landstraße schafft der Wagen ohne nachzuladen sogar 400 Kilometer", sagt Swoboda stolz. Die Österreicher gehören zu den 25 Teams der "Wave", die am Montagmittag auf dem Campus der Otto-von-Guericke-Universität einen Boxenstopp einlegten.

"Wave" - das steht für World Avanced Vehicle Expedition und ist die größte Elektroauto-Rallye der Welt. Sie führt in diesem Jahr von Plauen nach Bern und dauert eine Woche. Einige Teilnehmer werden von Firmen oder Unis geschickt. Andere machen privat mit, so wie das Team Hämmerle/Swoboda. Das Auto ließen sich die beiden allerdings von einer Firma stellen.

Insgesamt 90 Fahrzeuge sind dabei. Wo welches Gefährt an die Steckdose kommt, richtet sich nach der Reichweite. Die meisten müssen nach 160 bis 190 Kilometern nachgeladen werden. Bei Motorrädern ist deutlich früher Schluss. Der Spitzenreiter der Rallye, ein umgebauter Mazda, schafft sogar 600 Kilometer. Der ist allerdings auch vollgeladen mit Akkus.

Wie die Teams künftig wohl noch weiter kommen, konnten sie sich bei ihrem Boxenstopp gleich erklären lassen. Wissenschaftler der Maschinenbau-Fakultät stellten nämlich ihre neuesten Entwicklungen zu Elektroautos vor. Zum Beispiel wird hier für Akkus Lithium statt Blei verwendet. "Dadurch kann man mit gleichem Bauraum mehr Reichweite erzeugen", erklärt Dr. Kevin Kuhlmann. Auch an einem Notfall-Generator, der statt mit Benzin künftig mit Erdgas betrieben werden soll, wird gebastelt.

Die beiden Österreicher hatten unter allen Rallye-Teams die meiste Zeit, sich alles erklären zu lassen. Denn sie kamen als Erste in Magdeburg an. Welches Team am Sonntag zuerst in Bern einfahren wird, sei aber ganz egal, erzählt Swoboda: "Uns geht es nur darum zu zeigen, dass man sogar mit einer Familienlimousine als Elektroauto Langstrecken fahren kann."

50 Wasserstofftankstellen bis Ende des Jahres

Indes hat das Bundesverkehrsministerium am Montag bestätigt, dass zwischen 2016 und 2018 insgesamt 161 Millionen Euro in die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie fließen. Außerdem soll das Netz an Wasserstofftankstellen ausgebaut werden. Ende des Jahres soll es 50 Wasserstofftankstellen in den Metropolregionen und entlang der Hauptautobahnen geben. Bis 2023 sollen mit Hilfe der Industrie weitere 350 hinzukommen. Im Gespräch sind auch Sonderabschreibungen für E-Autos in Dienstflotten.

Bisher hinkt der Absatz der E-Autos den Regierungszielen gewaltig hinterher. Anfang 2015 gab es laut Verband der Automobilindustrie rund 25300 steckdosentaugliche Autos. Dennoch bekräftigte Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) am Montag bei einer Konferenz zur Elektromobilität in Berlin das Regierungsziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020.