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Gamescom Computerspielbranche im Höhenflug

Auf der Gamescom zeigt die Spielebranche innovatives Potenzial. Noch bis Sonntag sind in Köln brandaktuelle Spiele zu sehen.

Von Till Simon Nagel und Renate Grimming 05.08.2015, 17:57

Köln (dpa) l Zu Beginn der Spielemesse Gamescom sieht sich die Branche auf Wachstumskurs. Computer- und Videospiele würden immer beliebter. "Der Markt wächst dynamisch wie nie", sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktiver Unterhaltungssoftware (BIU) am Mittwoch zur Eröffnung der Gamescom in Köln. Auch in diesem Jahr werde ein zweistelliger Zuwachs erwartet.

"Die Videospielebranche ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagte Jürgen Roters, Oberbürgermeister von Köln. Sie sei zu einer wesentlichen Säule der Medienlandschaft geworden. Staatssekretärin Brigitte Zypries (SPD) verwies auf den Einfluss der Branche in Bereichen wie Medizin oder Bildung. Am deutschen Markt gehe der Wachstumstrend jedoch noch immer zu einem großen Teil vorbei, sagte Branchenmann Schenk. Hierzulande müssten die Rahmenbedingungen noch weiter verbessert werden.

Neue Spiele für große Konsolen

Die Spielemesse in Köln ist eine der größten der Branche. Hier zeigen noch bis zum 9. August 800 Aussteller aus mehr als 40 Ländern ihre Neuheiten. Im vergangenen Jahr kamen 335 000 Besucher auf die Messe. Zu den Trends gehören neue Spiele für die großen Konsolen sowie Brillen, mit denen Spieler in virtuelle Welten eintauchen können.

Partnerland der Gamescom ist in diesem Jahr Großbritannien, wo digitale Spiele traditionell großgeschrieben werden. Im Vereinigten Königreich gelten Games als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Unter dem Leitthema "Next Level of Entertainment" wollen Spieleentwickler und Konsolen-Hersteller in diesem Jahr zeigen, welches innovative Potenzial in der Branche steckt.

Dabei stehen vor allem Games im Fokus, die die technischen Möglichkeiten der neuen Spielekonsolen von Sony und Microsoft voll ausnutzen sollen. Die Xbox One und die Playstation 4 sind seit rund anderthalb Jahren auf dem Markt. Den Anfang der Messe machte bereits am Dienstagnachmittag Microsoft mit der Präsentation neuer Spieletitel für seine Xbox One. Sony verzichtet in diesem Jahr auf eine eigene Präsentation für Journalisten und will seine Neuheiten dem Publikum an seinem Messestand zeigen.

Spiele bringen Hardware an die Grenzen

Nachdem es in den vergangenen Jahren um neue Konsolen und opulente Open-World-Spektakel ging, ist in diesem Jahr die virtuelle Realität (VR) ein wichtiges Thema. "Virtual Reality ist einer der großen Trends", sagt Maximilian Schenk vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). Immer mehr Hersteller drängen in den Markt für immer realistischeres Spielen. Erste für den Endnutzer geeignete Geräte von Oculus VR, Sony oder HTC sind bald marktreif.

Im Jahr nach ihrer breiten Markteinführung kommen nun auch die Konsolenbesitzer endlich voll auf ihre Kosten. "Wir werden dieses Jahr Spiele sehen, welche die Hardware der neuen Konsolen voll ausreizen", verspricht Schenk. Warners jüngst erschienenes "Batman: Arkham Knight" ist ein erstes Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Playstation 4 und Xbox One. Zu weiteren Titeln wie Bethesdas "Fallout 4", Ubisofts "Rainbox Six Siege", den Fußballgrößen "Pro Evolution Soccer 2016" und "Fifa 16" oder "Star Wars Battlefront" ist fest mit Neuigkeiten zu rechnen.

Erstmals funktionsfähige Steam Machines

Auch wenn die Konsolen selbst im PC-lastigen deutschen Spielemarkt immer weiter an Bedeutung gewinnen: Mit Chris Roberts "Star Citizen", dem jüngsten "Starcraft"-Kapitel oder "XCOM2" erscheinen in diesem Jahr auch hochkarätige PC-Exklusivtitel. Doch der PC als Spielgerät erhält weitere Konkurrenz: Kurz vor Marktstart im Oktober ist in Köln nach zahlreichen Verschiebungen nun auch mit ersten funktionsfähigen Steam Machines zu rechnen - Valves Betriebssystem Steam OS inklusive.

Neben den großen Herstellern wie Ubisoft, Activision, Bethesda, Crytek, EA, Square Enix oder Sony zeigen im Indie-Bereich zahlreiche kleinere Entwickler ihre Spiele. Durch Online-Vertriebsplattformen wie Steam und Finanzierung durch die Fangemeinde haben sich in den vergangenen Jahren ganz neue Perspektiven für ambitionierte Entwickler ergeben. Beim BIU versucht man nun, vor allem die unabhängigen Entwickler aus Deutschland auf die Messe zu holen.

Eine auffällige Entwicklung über die vergangenen Jahre ist das Zusammenwachsen von Spielkultur und Populärkultur, wie Prof. Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn festgestellt hat. "Die gesellschaftliche Akzeptanz ist gestiegen", sagt er. Das spiegelt sich auch im Rahmenprogramm wider. Mit dem Gamescom Festival strahlt die Messe erneut in die Stadt aus, wo auf mehreren Bühnen Musik und Programm geboten werden. Und auch auf dem Messegelände gibt es mit Cosplay, Videospielkonzerten, Retro-Gaming, vielen Mitmach-Aktionen und dem nun auch im Spielebereich immer populäreren Merchandising mehr als nur Games zu sehen.

Wer den ersten Kontakt mit dem Videospiel sucht, vielleicht auch mit jüngeren Kindern, findet im Familienbereich einen geschützten Bereich. "Hier wollen wir das Thema Games und Familie nahebringen", sagt Katharina Hamma.

"Spannend ist in diesem Jahr, dass das Rahmenprogramm auch hochattraktiv für Nichtspieler ist", sagt Jörg Müller-Lietzkow. "Das unterscheidet Köln von Messen wie der E3 oder der Tokyo Game Show." Es ist eben diese Mischung und das Zusammentreffen von Entwicklern, Forschern, Spielern und popkulturell interessierten Menschen, die den besonderen Reiz der Gamescom ausmacht.