Nach Kritik an seiner Amtsführung DIW-Präsident tritt zurück

02.02.2011, 04:35

Berlin (dpa). Nach Kritik an seiner Amtsführung gibt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, auf. Der 58 Jahre alte Professor wolle "sein Amt bis zur Jahresmitte 2011 zur Verfügung stellen", teilte der Kuratoriumsvorsitzende Bert Rürup gestern in Berlin mit. Über die Nachfolge werde das Kuratorium "in aller Besonnenheit entscheiden".

Seit der Berliner Landesrechnungshof Zimmermann vor einem Jahr die Verschwendung von Steuergeldern vorgeworfen hatte, wird über seinen vorzeitigen Rückzug spekuliert. Mehrere Wissenschaftler verließen das DIW in den vergangenen Monaten, zuletzt ging der Geschäftsführer Hanns Seidler vorzeitig. Als Niederlage für Zimmermann galt, dass das Institut seit 2007 nicht mehr am halbjährlichen Konjunktur- Gemeinschaftsgutachten für die Bundesregierung beteiligt wurde.

Rürup begründete den Schritt in einer Erklärung: Zimmermanns Amtsverzicht sei zielführend, "um eine angemessene Wahrnehmung des DIW Berlin in der Öffentlichkeit wieder zu erreichen und um die Weichen für die weitere Zukunft des Instituts zu stellen". Die veröffentlichte Kritik sei aber "oft verzerrt und überzogen" ausgefallen. Der Rückzug sei der Wunsch Zimmermanns gewesen. Dem habe er, Rürup, in Abstimmung mit den Zuwendungsgebern entsprochen, erklärte der frühere Sachverständigenratschef.

Wie Anfang 2010 bekannt wurde, hatte der Rechnungshof von Berlin in einem internen Bericht die Verwendung öffentlicher Mittel durch das DIW kritisiert. Von 2000 bis 2004 seien mehr als sieben Millionen Euro nicht zweckgemäß ausgegeben worden, hieß es darin. So seien Aufträge ohne Ausschreibung erteilt und der Ableger in der US-Hauptstadt Washington auf fragwürdige Weise finanziert worden.

Zwei Monate später wählte das Kuratorium Rürup zu seinem neuen Vorsitzenden. Das Kuratorium sprach Zimmermann damals von den Vorwürfen weitgehend frei.

Zimmermann ist seit dem Jahr 2000 DIW-Chef. Seitdem bestimmte der Volkswirt die öffentliche Debatte zur Sozial- und Wirtschaftspolitik mit.