1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Familienunternehmen steht mit halber Energie voll unter Dampf

Wäscherei "Edelweiß" in Burg bewirbt sich um Gesundheits- und Umweltpreis Familienunternehmen steht mit halber Energie voll unter Dampf

Von Michael Pieper 02.07.2011, 04:37

Mit einer "energetischen Neuorientierung" wagte das Ehepaar Gerlach im vergangenen Jahr einen Umbruch im Familienunternehmen. Nach 56 Jahren zog die Wäscherei "Edelweiß" aus der Burger Innenstadt in das Gewerbegebiet Ost. Mit innovativen Ideen der Energiewirtschaft spart das Unternehmen seitdem bares Geld - und hat sich jetzt für einen Umweltpreis beworben.

Burg. Noch vor wenigen Jahren kündigten heißer Dampf und der Geruch nach Weichspüler schon von weitem eine nahegelegene Wäschemangel an. Kondenswasser rann die Fensterscheiben herunter, weißer Rauch quoll aus den Schornsteinen. Mit einem horrenden Energieverbrauch wurde das Tafeltuch nach der Geburtstagsfeier von Rotweinflecken befreit, das Hemd vor dem nächsten Geschäftstermin aufgebügelt und die Handtücher auf Falte zusammengelegt. Angela Gerlach und Ehemann Torsten erinnern sich gut an diese Zeit. Doch heute erinnert ihre Wäscherei "Edelweiß" im Burger Gewerbegebiet Ost Besucher eher an ein Forschungsinstitut, als an eine Wäschemangel aus der "guten alten Zeit".

"Die weißen Dampffahnen von früher kosteten bares Geld", sagt Wäscherei-Chef Torsten Gerlach. Um energieeffizient zu wirtschaften, hat der gelernte Heizungstechniker gemeinsam mit Ehefrau und Mitgeschäftsführerin Angela das Familienunternehmen vor einem Jahr umgekrempelt. Im Oktober drehten sich die ersten Wäschetrommeln am neuen Standort. Kilometerlange Rohre, größtenteils dick verpackt in Isoliermaterial, zeugen von der "energetischen Neuorientierung", die sich das Ehepaar mehr als 800000 Euro hat kosten lassen.

Seit 1954 sorgt sich "Edelweiß" um die Wäsche sowohl von Privatpersonen als auch Firmen. Der Mischbetrieb zählt unter anderem auch Alten- und Pflegeheime zum Kundenkreis, der mittlerweile von Berlin bis Leipzig und in ganz Sachsen-Anhalt auf die mehr als 50-jährige Erfahrung des Burger Unternehmens setzt.

Dass es sich gerade in Wäschereibetrieben lohnen kann, die Energiewirtschaft auf den Prüfstand zu stellen, lässt sich an einer Zahl beweisen: Das Burger Familienunternehmen verbraucht täglich 260 Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Ein Ein-Personen-Haushalt verbrauchte 2008 im Durchschnitt 1700 Kilowattstunden - pro Jahr.

Um die Stromkosten so gering wie möglich zu halten, setzten Torsten und Angela Gerlach beim Neubau der Wäscherei auf eine Fotovoltaik-Anlage, die eine Hälfte des Hausdachs überspannt. An sonnigen Sommertagen können so 60 Prozent des Energiebedarfs aus Sonnenkraft gewonnen werden.

Herzstück des Betriebes ist aber ein unscheinbarer Technikraum. Hier werkelt ein Schnelldampferzeuger. In zwei Schritten erzeugt die Maschine den nötigen Dampf. Die modernen Anlagen nutzen unter anderem Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser, um Wasser und Dampf aufzubereiten. Im alten Betrieb hatte ein heizölbetriebener Dampfkessel das Wasser auf Betriebstemperatur gebracht. Mit 5000 Litern Heizöl pro Monat ein teures Vergnügen. Das neue Gerät nutzt für die Erhitzung des Wassers Wärme aus dem Abwasser und dem "alten" Dampf. Der war früher aus dem Schornstein geblasen worden. "Wenn wir mit 60 Grad Celsius waschen wollen, müssen wir das Wasser nur noch um 10 Grad erhitzen. Den Rest besorgt die Anlage über die Abwärme", erklärt Torsten Gerlach.

Der 49-Jährige, der seit 20 Jahren mit im Betrieb arbeitet, rechnet vor: "Um ein Kilogramm Wäsche zu waschen, verbrauchten wir bis zum Umbau 2,4 Kilowattstunden Strom. Mit der neuen Technik liegen wir bei 1,5 bis zwei Kilowattstunden." Pro Tag reinigt das Personal rund zwei Tonnen Wäsche.

Zusätzlich gespart wird mit einer intelligenten Steuerung. "Per Zeitschaltuhr kann ich genau programmieren, wann die Maschinen Dampf erzeugen. Nach Schichtende gehen die Dampferzeuger in Teillastbetrieb", sagt Gerlach. Allein durch die Umstellung auf die Schnelldampferzeuger spart das Unternehmen laut Gerlach 15 Prozent Energie, insgesamt geht Gerlach von bis zu 28 Prozent aus im Vergleich zur Altanlage.

Mit dem energetischen Konzept hat sich das Ehepaar für den Signal Iduna Umwelt- und Gesundheitspreis beworben.