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Wirtschaftsaufschwung und demografischer Wandel IHK befürchten Fachkräfte- und Unternehmermangel

Von Bettina Koch 04.03.2011, 12:37

Magdeburg. Sachsen-Anhalts Wirtschaft hat sich von den Krisenfolgen weitgehend erholt und befindet sich im Aufschwung. Zu dieser Einschätzung kommt die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes nach Auswertung der Umfragen unter Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr. Der Magdeburger IHK-Präsident Klaus Olbricht und der Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Thomas Brockmeier, stellten gestern in Magdeburg die Ergebnisse vor.

Im "Jahr eins nach der Krise" ist das Geschäftsklima von Quartal zu Quartal stetig gestiegen. Der Index lag im Frühjahr mit plus 4,4 Punkten erstmals seit der Wirtschaftskrise wieder im positiven Bereich. Bis zum Jahresende kletterte der Index auf plus 17,2 Punkte und liegt nun etwa wieder auf dem Niveau vor der Krise.

Wenn nach dem Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent 2010 in diesem Jahr die prognostizierten 2,3 Prozent Plus erreicht werden, kommt die Wirtschaft bereits 2011 wieder auf dem Vorkrisenniveau an, heißt es in der Analyse. Die Investitionsstarre habe sich aufgelöst, aufgeschobene Ersatzinvestitionen werden angepackt. Die Industrie steckt schon wieder Geld in den Ausbau der Produktionskapazitäten – sie trägt entscheidend zum Aufschwung bei. Insbesondere bei Vorleistungs- und investitionsgüterproduzenten füllen sich die Auftragsbücher. Die Erwartungen an ein gutes Exportgeschäft fallen wieder optimistischer aus.

Das Baugewerbe dagegen sieht sich weiterhin auf schwierigem Terrain – leere Kassen von Kommunen, Landkreisen und Land dämpfen die Hoffnungen auf mehr Investitionen in Wohnungsbau und Infrastruktur. Als robust stufen die IHK die Entwicklung des Handels ein, und das Dienstleistungsgewerbe werde seiner Rolle als Stabilitätsanker gerecht, heißt es weiter.

Problematisch sieht Thomas Brockmeier die demografischen Veränderungen. Diese würden nicht nur zu einem Mangel an Fachkräften in den Betrieben führen, es würden in den nächsten Jahren auch Unternehmensgründer und -nachfolger fehlen. Deshalb müsse kurzfristig das vorhandene Potenzial besser genutzt werden. Neben der Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und der stärkeren Aktivierung Arbeitsloser sei jede Form der Frühverrentung zu stoppen und die Zuwanderung von Fachkräften zu erleichtern, forderte er. Außerdem sei "ein klares Ja zum Kind" in der Gesellschaft nötig.

Der Wettbewerb um Fachkräfte werde auch über Löhne geführt werden, so Brockmeier. Gleichzeitig lehnte er Mindestlöhne ab, die Lohnfindung sei kein sozialpolitisches, sondern ein marktpolitisches Thema, die meisten Unternehmen müssten messerscharf kalkulieren. Dass es Aufstocker gibt, die trotz eines Vollzeitjobs Hilfen zum Lebensunterhalt benötigen, sieht Brockmeier nicht als Skandal, sondern als Solidarbeitrag der Gemeinschaft.