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Discounter braucht tragfähiges Konzept Penny heißt das Sorgenkind von Rewe

Von Petra Albers und Volker Danisch 24.05.2011, 04:38

Köln (dpa). Rewe-Chef Alain Caparros lächelt unangenehme Fragen gern charmant weg, doch in der Sache ist er knallhart. Zuletzt machte der Franzose beim Thema Karstadt kurzen Prozess: Weil ihm das Vorgehen des Investors Nicolas Berggruen nicht passte, schmiss er seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender nach nur wenigen Monaten hin. Auch in seinem Job bei Rewe muss der Manager Entscheidungsfreude zeigen. Der zweitgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland kämpft auf mehreren Baustellen. Die größte ist das Discountgeschäft.

Dabei laufen die Geschäfte bei Rewe auf den ersten Blick gut. Caparros wird bei der Bilanzvorlage heute kräftige Zuwächse vorweisen. So erreichten die konzerneigenen Supermärkte (Rewe, Toom) in Deutschland 2010 einen Rekordumsatz von 14,5 Milliarden Euro. Im hart umkämpften deutschen Heimatmarkt wuchs der Kölner Konzern mit neuen Konzepten wie den kleinen Supermärkten "Rewe City", mit verlängerten Öffnungszeiten und auch mit Zukäufen im vergangenen Jahr sogar stärker als im Ausland.

Probleme macht die Discounttochter Penny – und das ausgerechnet einem Ex-Discount-Manager. Caparros war von 1994 bis 1999 bei Aldi Nord, war sogar Generaldirektor von Aldi Frankreich. Das Geschäftsmodell der Billigketten kennt er aus dem Effeff. "Die Deutschen haben das Aldi-Gen in sich", sagte der 54-Jährige. Auch nach seinem Wechsel über mehrere Zwischenstationen zur Rewe 2004 war der Manager zunächst unter anderem für das Discountgeschäft zuständig.

Ausgerechnet in seiner einstigen Paradedisziplin musste Caparros immer wieder Rückschläge einstecken. "Wir haben im Discountgeschäft leider ein paar Züge verpasst", sagte er wenige Tage nach seinem Wechsel auf den Rewe-Chefposten 2006. Und fügte hinzu: "Wir haben endlich das richtige Konzept gefunden und werden den Expansionskurs wieder beschleunigen." Doch aus der großen Aufholjagd wurde nichts.

2007 griff Caparros nach dem Discounter Plus und stand kurz vor dem großen Wurf. Das Bieterrennen gewann Edeka, der andere mächtige Genossenschaftsverbund selbständiger Lebensmittelhändler in Deutschland. "Abgerechnet wird erst nach Ladenschluss", kommentierte der Rewe-Chef das Zusammengehen der Edeka-Tochter Netto mit Plus bissig. Caparros holte Norma-Chef Armin Rehberg 2008 mit hohen Erwartungen zu Penny. Aber nur zwei Jahre später ging der Hoffnungsträger von Bord.

Nach Einschätzung des Discountexperten Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail steht Caparros jetzt selbst vor einem Kassensturz: "Die Frage ist, findet Rewe endlich ein tragfähiges Konzept für Penny?" Die Rewe-Tochter sei ein "Spielball" von Aldi, Lidl und Netto. Penny müsse preislich mit Konkurrenten mithalten, die zumeist produktiver arbeiteten. Die Marke Penny sei nicht stark genug, um der Konkurrenz Stammkunden abzujagen.

Der Penny-Umsatz sank in Deutschland 2010 um 1,2 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Laut "Lebensmittel Zeitung" drohte Penny Deutschland ein Verlust in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe. Caparros und Discount-Vorstand Manfred Esser setzten alles daran, Penny Deutschland ins Plus zu hieven. Penny stehe nicht zur Disposition, hieß es. "Es gibt keine Rewe Group ohne Penny", betonte Caparros.

Für Rewe ist die Discounttochter mit ihren gut 10 Milliarden Euro Umsatz im In- und Ausland ein viel zu wichtiges Geschäft, um sie aufzugeben. Der Gesamtumsatz der Rewe-Gruppe belief sich 2010 auf 53 Milliarden Euro.