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Blankenburger Unternehmen Microvista und Siemens präsentieren Pilotanlage Computertomograph kann Zylinderköpfe röntgen

Von Tom Koch 26.05.2011, 04:38

Eine schnelle und zerstörungsfreie Bauteileuntersuchung in großen Stückzahlen ermöglicht eine Pilotanlage, die das Blankenburger Unternehmen Microvista jetzt vorgestellt hat. Gemeinsam mit der Firma Siemens ist ein Computertomograph für industrielle Anwendungen weiter entwickelt worden. Diese Systemlösung richtet sich vor allem an Kunden aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie deren Zulieferfirmen.

Blankenburg. Das Ergebnis einer mehr als zweijährigen Projektarbeit kann sich sehen lassen: Die Microvista GmbH aus Blankenburg (Harzkreis) und Siemens Deutschland haben die Pilotanlage eines industriellen Computertomographen (CT) präsentiert, der direkt in den Produktionsprozess integrierbar ist.

Mit dem aus der Medizin bekannten Verfahren einer Röntgenuntersuchung können bei Microvista Bauteile in großen Stückzahlen sekundenschnell gescannt werden. Dazu wird ein Computertomograph der Firma Siemens genutzt, der weltweit als leistungsfähigstes Gerät gilt. Die Röhre hat eine Leistung von 100 Kilowatt.

Wie Microvista-Geschäftsführer Franz Mnich im Volksstimme-Gespräch erläuterte, wolle man diese Bauteileprüfung sowie komplette Anlagen dieser Art Firmen aus der Automobilindustrie, deren Zulieferern und Unternehmen aus der Luftfahrt und dem Maschinenbau anbieten. Zu den kundenspezifischen Lösungen werde auch eine sogenannte Teile-Transporteinrichtung und die automatische Fehlerauswertung (intelligenter Workflow) gehören.

Mit dem Automobilzulieferer Nemak Wernigerode hat Microvista einen auf eine Million Euro datierten Kooperationsvertrag zur gemeinsamen Entwicklung einer CT-basierten Bauteile-Untersuchung im Fertigungstakt geschlossen, informierte Mnich. Bei diesen Gussteilen handele es sich um neu entwickelte Zylinderköpfe für einen deutschen Hersteller.

Mit Hilfe der Microvista-Innovation können Risse, Poren oder Einschlüsse im Bauteil ebenso festgestellt wie im Inneren Wandstärken gemessen, auch etwaige Verunreinigungen durch vorherige Produktionsprozesse sichtbar werden – ohne das Bauteil für diese aufwändigen Prüfungen zerstören zu müssen. Wegen der neuen Technologie konnten die dafür notwendigen Scanzeiten deutlich gegenüber bisherigen Verfahren verringert werden. Nur deshalb, so Microvista-Geschäftsführer Lutz Hagner, ist eine CT-Lösung innerhalb einer Fertigung überhaupt von Vorteil. Ein kompletter Zylinderkopf könne in gerade einmal rund 15 Sekunden überprüft werden.

Kooperation mit Nemak Wernigerode

Ziel von Siemens ist, konzernintern einen Technologietransfer aus dem Bereich der Medizintechnik zur industriellen Anwendung zu verstärken. Das, so betonte mit Frank Büchner der Siemens-Deutschland-Chef für die Region Ost und Energy, helfe dem international aufgestellten Unternehmen neue Märkte zu erschließen.

Zu den Vorteilen der Blankenburger Pilotanlage zähle, so Büchner, dass Mängel beispielsweise von Gussteilen für den Fahrzeugbau nicht erst bei deren Funktionsprüfung nach dem Einbau oder längerer Laufzeit der Aggregate sichtbar würden. Hinzu kämen Sicherheitsaspekte, und die Kontrolle von Qualität und Materialeinsatz sorge für einen ressourcenschonenden Einsatz von Energie und Rohstoffen, das schone die Umwelt.

Frank Büchner kündigte zudem an, das die Unternehmen Microvista und Siemens derzeit intensiv über einen Kooperationsvertrag verhandeln.

Die Microvista GmbH wurde 2008 in Blankenburg gegründet. Der CT-Prüfdienstleister beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter und schreibt eigenen Angaben zufolge schwarze Zahlen. Die Kunden stammen vor allem aus der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Sie nutzen das innovative Mess- und Prüfverfahren, um eigene Produktneuerungen schneller in den Markt einführen und um die Qualität ihrer Erzeugnisse verbessern zu können.

Laut Microvista-Chef Hagner werde die aktuelle Investition von rund 750 000 Euro für den Siemens CT noch in diesem Jahr in Blankenburg zwei weitere hoch qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.Meinung