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Unternehmen versuchen, mit immer mehr Studien Klarheit zu bekommen Durchbruch bei E-Autos lässt auf sich warten

20.12.2011, 04:30

Große Chancen in der Zukunft, klare Grenzen in der Gegenwart: Die Elektromobilität gewinnt an Akzeptanz, dürfte für Autobauer und Zulieferer aber noch etliche Jahre ein Nebengeschäft sein. Analysen zur Kaufbereitschaft zeigen: Potenzial gibt es vor allem in China.

Hannover (dpa) l Wo rollen wann mehr Elektromobile als normale Autos über die Straßen? Die Autobranche fiebert der Marktreife der zurzeit noch teuren und reichweitenschwachen E-Flitzer entgegen. Wie lange es dauert, bis der Verbrennungsmotor von den emissionsfreien "Stromern" wirklich abgelöst wird, steht allerdings weiter in den Sternen. Mit immer mehr Studien versuchen die Unternehmen deshalb, Klarheit zu gewinnen.

So auch der Autozulieferer Continental aus Hannover. "Ich war nicht erschrocken, das zu sehen", sagt Conti-Marktforscher Klaus Sommer über die Ergebnisse einer Studie mit 4000 Befragten in vier Ländern, die der Konzern beim Forschungsinstitut Infas in Auftrag gegeben hatte. Die Resultate zeichnen ein gemischtes Bild: Während die Offenheit der Autofahrer gegenüber der Elektromobilität generell hoch ist, zeigen sich deutliche nationale Unterschiede. Und wenn es darum geht, den Kauf eines E-Mobils konkret zu planen, äußern sich die Autobesitzer noch recht zurückhaltend.

"Es gibt keine reine Lösung für die E-Mobilität oder den Verbrennungsmotor", räumt Jörg Grotendorst aus der Antriebstechnik von Conti ein. "Beide haben Zukunft." Das sehen offensichtlich auch die Befragten in Deutschland so. Gerade einmal vier Prozent der Pkw-Besitzer können sich hierzulande vorstellen, sich ein Elektroauto zuzulegen - die entsprechende Zahlungsbereitschaft und überwiegende Nutzung für Kurzstrecken bis 150 Kilometer pro Tag vorausgesetzt.

Ganz anders in China: Dort äußerten immerhin 14 Prozent der potenziellen E-Autofahrer eine "wahrscheinliche" oder "sichere" Kaufbereitschaft. In den USA, wo schwere Straßenkreuzer traditionell noch häufiger unterwegs sind, waren es nur 2 Prozent.

Frankreich kam überraschenderweise nur auf 1 Prozent. Dabei fördert Paris den Kauf jedes Elektroautos schon jetzt mit 5000 Euro, erklärt Caroline Engelhardt von Renault Deutschland. "In Deutschland gibt es dagegen noch immer keine staatlichen Kaufanreize. Die Förderung fließt in die Forschung und Entwicklung der Hersteller." Bei der Einschätzung der Alltagstauglichkeit sind Franzosen ebenfalls vorsichtiger und Amerikaner, Deutsche sowie Chinesen optimistischer.

Teilzeit-Vermietung von Autos als Mittel der Eingewöhnung

Ein Zauberwort, das manche für überbewertet halten, ist auch bei der E-Mobilität das Carsharing. "Die Zahlen bei jungen Leuten steigen dramatisch an", meint Conti-Mann Sommer - auch wenn das natürlich noch nicht "50 Prozent der Autonachfrage" ausmache. Mit ihrer Zuversicht sind die Hannoveraner nicht allein. Auch der europäische Branchenprimus VW sowie die Konkurrenten Daimler und BMW sehen die Teilzeit-Vermietung elektrisch angetriebener Autos als Mittel, um den Autofahrern ein Gefühl für die bisher kostspielige Technik zu geben.

Als VW vor kurzem sein eigenes Carsharing-Projekt in Hannover startete, gab der Chef der Finanztochter, Frank Witter, die Richtung vor: "Die Frage ist: Wie machen wir Elektromobilität für viele erschwinglich?" Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt, dass den E-Flitzern besonders auf diesem Weg der Durchbruch gelingen kann - auch weil der aktuelle Deutschland-Absatz mit nur 1808 Modellen in den ersten elf Monaten 2011 bisher sehr bescheiden ist. "Carsharing ist eine gute Möglichkeit, diese Autos selbst zu fahren", sagt der Forscher vom Center of Automotive Research der Uni Duisburg-Essen.

Die Zwischenbilanz von VW zu einem Projekt in Berlin, Hannover und Wolfsburg, bei dem seit Juni 80 Elektro-Varianten des Golf im Alltag getestet wurden, fiel aus Sicht des Unternehmens positiv aus. "Anhand der Rückmeldungen können wir sagen, dass wir mit unseren Entwicklungsaktivitäten gut auf Kurs liegen", sagt der Leiter Elektroantriebe, Rudolf Krebs. Private Haushalte hätten Interesse angemeldet, ein E-Mobil als Zweitfahrzeug im Stadtverkehr zu nutzen. Und das Reizthema Reichweite? Für die Mehrzahl der Tester hätten sich 150 Kilometer als ausreichend erwiesen, stellt Krebs fest - denn das Zielgebiet seien ohnehin Innenstädte. Conti fürchtet ebenfalls nicht, dass die "Reichweiten-Angst" für die wirklich interessierten Kunden ein ernstes Problem ist. Für die Mehrheit der Skeptiker schon, schränkt Sommer ein: "Drei Viertel der Deutschen würden sich daran stören, wenn ihr Auto alle 150 Kilometer an die Ladestation muss."