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H&B OMEGA sieht sich trotz aller konjunktureller Unwägbarkeiten für die Zukunft gut gerüstet Spezialmaschinen-Bauer aus der Börde nehmen beim Schweißen den "kalten Weg"

Von Torsten Scheer 20.12.2011, 04:32

Der Spezialmaschinenbauer H B OMEGA aus Osterweddingen bei Magdeburg hat seine erfolgreichen wirtschaftlichen Weg in diesem Jahr fortsetzen können und sieht sich trotz aller konjunktureller Unwägbarkeiten auch für die Zukunft gut gerüstet.

Osterweddingen l Zufriedene Gesichter in der Chefetage des Spezialmaschinenbauers H B OMEGA in Osterweddingen. Das Unternehmen mit 50 Beschäftigten sieht sich im zwanzigsten Jahr der Firmengeschichte auf sehr gutem wirtschaftlichen Kurs. "Der Auftragsvorlauf entspricht schon jetzt fast unserem kompletten diesjährigen Umsatz", berichtet Geschäftsführer Harald Schmicker im Volksstimme-Gespräch. Zudem werbe man derzeit mit Angeboten im Gesamtwert von acht Millionen Euro bei potenziellen Auftraggebern um Bestellungen. Erfahrungsgemäß ließen sich 25 bis 50 Prozent der Summe in konkrete Orders umsetzen.

Sein Geld verdient das einst aus dem SKET-Werkzeug- und Vorrichtungsbau hervorgegangene Unternehmen mit Maschinen der speziellen Art, die deutschland- wie europaweit nur eine Handvoll Firmen bauen können - mit Reibschweißmaschinen. Bei dem Verfahren werden Teile unterschiedlichster Werkstoffe ohne Elektroden und Schweißdrähte sozusagen auf "kaltem" Weg dauerhaft miteinander verbunden.

Konkret wird dazu in den tonnenschweren Spezialmaschinen ein Teil in enorme Rotation versetzt, das andere bleibt stehen. Durch die Reibung wird das Material an der Nahtstelle teigig. Indem dann das rotierende Stück abrupt abgebremst und beide Teile zusätzlich mit bis zu 80 Tonnen Druckkraft aneinandergepresst werden, gehen sie eine unlösbare Ehe ein.

Der Vorzug dieses Verfahrens gegenüber herkömmlichen Schweißtechniken bestehe unter anderem darin, dass etwa mit Stahl, Kupfer oder Aluminium die verschiedensten, auch exotischsten Materialien verbunden werden können, erläuterte Schmicker. Zudem entstünden teils enorme Kosten- und Zeitvorteile. So würden beispielsweise Teile innerhalb von 15 bis 30 Sekunden vereint, nach traditionellem Verfahren müsse ein Vielfaches der Zeit eingeplant werden.

Abnehmer der Spezialmaschinen, die zusammen mit der Hochschule Magdeburg-Stendal, dem Aninstitut INKRAFT und der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität entwickelt wurden, sind vor allem Automobilbauer und deren Zulieferer. Zum Einsatz kommen die Maschinen unter anderem bei der Fertigung von Antriebssträngen wie Gelenkwellen, Getrieben, Motoren oder Fahrgestellen.

"Die Reibschweißtechnik ist auf dem Weg, unser Kerngeschäftsfeld zu werden", verdeutlichte Schmicker den Stellenwert dieser Technik für das Unternehmen, das heute neben deutschen Gesellschaftern zu einem Teil der amerikanischen Firma OMEGA Automation Inc. aus dem Bundesstaat Ohio gehört.

So will H B OMEGA auch mit dem in Barleben bei Magdeburg im Aufbau befindlichen Institut für Kompetenz in Automobilität (IKAM) konsequent in die Weiterentwicklung des Reibschweißverfahrens investieren. Dazu ist in diesen Tagen eine Spezialmaschine an das IKAM ausgeliefert worden.

Keineswegs wolle man aber andere, über viele Jahre aufgebaute Standbeine wie den traditionellen Sondermaschinen- und Vorrichtungsbau vernachlässigen, betonte Schmicker. So beliefert H B OMEGA unter anderem das Tochterunternehmen MAGNA CTS des österreichischen Autozulieferers MAGNA Steyr mit Montagesystemen für Cabriodächer, die aktuell beispielsweise bei der Fertigung des Audi A5 und R8, des Porsche Boxsters und des 911er, des neuen Opel Astra oder verschiedenen Daimler-Modellen eingesetzt werden.

Für die Zukunft sieht sich H B OMEGA, das sein Stammgeschäft zu 90 Prozent in Deutschland abwickelt, gut gerüstet. "Als Spezialanbieter besetzen wir eine Marktnische, mit der und in der wir sehr gut leben können", sagte Schmicker. Dies mache das Unternehmen für konjunkturelle Verwerfungen weniger anfällig, fügte er hinzu.